FormalPara Prof. Dr. med. Karl Hecht

* 15.02.1924 in Wolmirstedt

† 23.09.2022 in Berlin

Mit Prof. em. Dr. med. Karl Hecht verliert die Schlafmedizin einen engagierten Gründer, Mitstreiter und unermüdlichen Kollegen, der seine Kraft und seine Persönlichkeit immer wieder nutzte um neue Ideen aus der Forschung zum Wohle und zur Gesundheit der Menschen einzusetzen. Karl Hecht promovierte 1956 zum Doktor der Medizin auf dem Fachgebiet der Chronobiologie. Sein wissenschaftliches Interesse war weit gefächert und reichte von der Chronobiologie, Chronomedizin über die Herz-Kreislauf-Forschung, Schlaf- und Stress-forschung hin bis zur Forschung im Bereich Raumfahrtmedizin. Nach seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Leiter der Abteilung Stress und Hypertonie im Zentralinstitut für Herz-Kreislaufforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR wurde er 1977 zum Professor für Physiologie an die Charité der Humboldt Universität zu Berlin berufen. Unter seiner Leitung fanden in der damaligen Nervenklinik der Charité erste Schlafuntersuchungen an Insomnie-Patienten statt. 1984 leitete er die wissenschaftliche Forschung zur Schlafmedizin und zur Raumfahrtmedizin an der Abteilung für Neuropathophysiologie. 1988 entstand daraus das Institut für Pathophysiologie der Charité, dessen Direktor er wurde. An diesem Institut wurde unter seiner Leitung wiederum ein Schlaflabor mit 2 Plätzen errichtet. Für die ambulante Schlafforschung fand darüber hinaus ein Schlafprotokoll Anwendung, dessen Datenanalysen auch zur wissenschaftlichen Forschung im Bereich der Neuropeptidforschung Anwendung fanden. Weitere Schwerpunkte seiner Tätigkeit war die raumfahrtmedizinische Forschung und Forschungen zur Chronobiologie von Tier und Mensch. Dazu gehörten auch Untersuchungen des Schlafverhaltens von Rhesusaffen während des Raumfluges an Bord von Biosatelliten (s. Abb. 1). Mit der Wende wurde 1990 das Schlafmedizinische Zentrum an der Charité gegründet, dessen Leitung er übernahm. Aus einem Schlafprotokoll entstand Anfang der 90ziger Jahre ein „Technisches Schlafprotokoll“ für die Untersuchung des Langzeitverhaltens (über mehrere Wochen) von Schlafstörungen. Während seiner Tätigkeit war er bis in die heutige Zeit unermüdlich publizistisch wirksam, war Doktorvater von zahlreichen Forschungsarbeiten (ca. 100), eine Vielzahl davon im Bereich Schlafforschung. Darüber hinaus war Prof. K. Hecht Organisator von vielen nationalen und internationalen Symposien und Kongressen. Unmittelbar nach der Wende organisierte er den ersten Erfahrungsaustausch sowie die Schulung seiner Mitarbeiter vor allem für die Behandlung von Apnoe-Patienten im Schlaflabor in Marburg, das unter der Leitung Prof. Jörg Hermann Peter stand. 1991 übernahm er die Organisation und Leitung des ersten gesamtdeutschen Schlafmedizinischen Kongresses. Nach seiner Emeritierung 1991 war er 1995 Mitgründer und Medizinischer Direktor des Instituts für Stressforschung GmbH Berlin und leitete 1999 die 1. Berliner Stressforschungstage. Unter Beachtung schlafmedizinischer und chronobiologischer Aspekte arbeitete er aktiv an der Erstellung des Lärmmedizinischen Gutachtens für des Ausbau des Flughafens Hamburg mit. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Aktivitäten fanden auch in der Mitgliedschaft in mehreren internationalen Akademien wie der Internationalen Akademie für Astronautik, der Internationalen Akademie der Wissenschaften München, als ausländisches Mitglied der Russischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften u. a. ihren Ausdruck. Mit Prof. Dr. med. Karl Hecht verlieren wir vor allem einen unermüdlichen und engagierten schöpferischen Kollegen und Menschen, der mit seinen Ideen und Arbeiten auch die Schlafforschung bereichert hat.

Abb. 1
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Fahrt zum Biosatelliten BION-10 1992, Start in Plessetzk, nähe Archangelsk, Russland. Von links nach rechts: Frau Dr. E. Wachtel (langjährige Mitarbeiterin und Lebensgefährtin), Dr. Hans-Ullrich Balzer, Prof. Dr. Hecht. Die Abbildung stammt aus einer privaten Quelle, das Einverständnis von Frau Dr. E. Wachtel und mir liegt vor