Zusammenfassung
Die laufende Schulentwicklung hat die Integration bzw. Inklusion möglichst aller SchülerInnen in die öffentlichen Schulen zum Ziel. Dadurch sind die Schulen zunehmend auch mit herausforderndem Verhalten konfrontiert. Fast in jeder Klasse finden sich Kinder mit mehr oder weniger ausgeprägten Verhaltensauffälligkeiten, welche mitunter eine sehr anspruchsvolle Gruppendynamik erzeugen. Nicht alle Lehr- und Fachpersonen sind für den Umgang mit diesen Gegebenheiten ausreichend gerüstet. In der Volksschule der Stadt Luzern (Schweiz) wurde diesem Umstand mit der Schaffung spezieller Angebote Rechnung getragen. Ein Element daraus ist das sogenannte „Beziehungsfördernde Spiel“, welches – basierend auf den Arbeiten von Aichinger – in der Schule eingesetzt wird. Auf der Grundlage des Kinderpsychodramas werden mit den Kindern sowie Lehr- und Fachpersonen Geschichten gespielt, welche zur Verbesserung des Gruppenklimas und der Beziehungen der Kinder untereinander sowie zu den schulischen Fachpersonen beitragen. Zusätzlich werden die schulischen Fachpersonen durch Coaching unterstützt.
Abstract
The aims of contemporary education promote integration; i. e. the inclusion of all pupils in mainstream public schools. A consequence is that schools are confronted with challenging behaviour. In almost every class there are children with behaviour that stands out and which sometimes can create challenging group dynamics. Teachers and other professionals are not always prepared to handle these situations. In the primary school of Luzern (Switzerland) there have been specific interventions created to respond to these struggles. One element is the “relationship fostering playing” this is based on the theory of Aichinger. Pupils, teachers and other professionals play stories that promote the group climate and foster the pupils’ relationships with each other and in their relationships with the professionals. Additionally the professionals in school are supported by coaching.
Notes
Im Übergang zur Sekundarschule oder ins Gymnasium – in der Schweiz mehrheitlich nach der sechsten Klasse – entspricht das klassische Beziehungsfördernde Spiel nicht mehr dem Entwicklungsstand der Jugendlichen. Hier müssen modifizierte Formen eingesetzt werden, die nicht Gegenstand dieses Beitrages sind.
Wenn andere Fachpersonen bereits mit der Klasse an Gruppenprozessen gearbeitet haben (z. B. Schulsozialarbeiterin, Schulpsychologe) können auch diese ins Spiel oder zumindest in den Prozess einbezogen werden.
Das spezifische Coaching basiert auf dem „fachspezifisch-pädagogischen Coaching“ nach Fritz Staub (2001) und wurde von uns für herausforderndes Verhalten modifiziert. Es unterstützt die Lehr- und Fachpersonen in der Gestaltung ihrer Arbeit in Unterricht und Betreuung und hat das Ziel, die Bezugspersonen der Kinder zu sensibilisieren und langfristig fit für Herausforderungen mit Heterogenität zu machen. Die Coaches arbeiten lösungsorientiert und nah am Arbeitsplatz der Lehr- und Fachpersonen. Die variierenden Formen des Settings (Beobachtung, Teamteaching, Modelllernen usw.) sowie die gemeinsame Reflexion über die festgelegten Themen generieren eine effektive Transferleistung in den Schulalltag. Die Coachees werden in ihrer Handlungskompetenz unterstützt und im Sinne von Empowerment in ihren Haltungen und Werten in der Beziehung zu den Kindern gestärkt.
Literatur
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Enz, R. Beziehungsförderndes Spiel in der Schule. Z Psychodrama Soziom 16, 35–46 (2017). https://doi.org/10.1007/s11620-017-0377-x
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11620-017-0377-x
Schlüsselwörter
- Beziehungsförderndes Spiel
- Schulklassen
- Klasseninterventionen
- Resilienzförderung
- Pädagogik bei Verhaltensauffälligkeiten
- Kinderpsychodrama
- Psychodrama