Die kommunikationswissenschaftliche Publikationslandschaft verändert und vervielfältigt sich zusehends. Jedes Jahr bringt neue Zeitschriften hervor, meist auf Englisch, zunehmend auch abseits der großen Wissenschaftsverlage, online und in laufender Folge und sehr häufig dezidiert eine Open-Science-Agenda verfolgend. Viele dieser Initiativen erwachsen aus den sich immer mehr ausdifferenzierenden kommunikationswissenschaftlichen Fachgebieten, und sie haben Zulauf angesichts der enormen Wichtigkeit begutachteter Aufsätze im wissenschaftlichen Diskurs und akademischen Vorankommen. Nicht unbedeutend ist ebenso der Trend hin zur kumulativ erbrachten Dissertation. Die Publizistik ist Teil dieser Entwicklungen, jedoch mit ambivalenten Konsequenzen.

Blicken wir auf die Abrufzahlen, dann sind diese wie im Vorjahr erfreulich hoch und sicher auch dem Umstand geschuldet, dass viele der Beiträge im Open Access zur Verfügung stehen – dank dem DEAL-Abkommen zwischen deutschen Wissenschaftseinrichtungen und großen Wissenschaftsverlagen, u. a. SpringerNature, bei dem auch die Publizistik erscheint. In diesem Sinn bitten wir alle Autor:innen, wenn möglich bei der Rechteerteilung an den Verlag von dieser Option Gebrauch zu machen, da es der Vertrag allen Angehörigen deutscher Hochschulen und Universitäten ermöglicht, ihre Beiträge ohne individuelle Gebühren offen und frei zu publizieren. Die Abonnementzahlen der Publizistik sind indessen wegen des Open-Access-Zugangs deutlich zurückgegangen – weniger als hundert Druckexemplare werden noch versandt, und die Heftstruktur der Zeitschrift löst sich dank Online-First-Veröffentlichung von Beiträgen zusehends auf, zumal ja oft Einzelbeiträge, nicht ganze Ausgaben online abgerufen werden.

2022 wurden insgesamt 21 Beiträge publiziert, davon 9 im Themenheft „Human-machine communication“ (Heft 4/2022; https://link.springer.com/journal/11616/volumes-and-issues/67-4). Diese Ausgabe haben Katrin Etzrodt, Peter Gentzel, Sonia Utz und Sven Engesser betreut. Sie versammelt deutsch- und englischsprachige Aufsätze eines weiten Kreises internationaler Wissenschaftler:innen. Wir freuen uns, auch 2023 ein Themenheft vorzulegen, diesmal zu „Daten, Archive und Tools: Infrastrukturen und Ressourcen für die Kommunikations- und Medienforschung“. Den Call for Papers und den Review-Prozess verantworten Christian Strippel, Johannes Breuer, Silke Fürst, Erik Koenen, Dimitri Prandner und Christian Schwarzenegger (https://link.springer.com/article/10.1007/s11616-022-00729-9). Die beiden Themenhefte greifen Bereiche der Kommunikationswissenschaft auf, die derzeit enormes Interesse und großen Zulauf erfahren. Damit entsprechen sie dem Anspruch der Publizistik, Beiträge aus allen Bereichen der Kommunikationswissenschaft zu veröffentlichen. Sie hat, anders als viele der neu auf den Markt kommenden Publikationen, kein von einem Teilbereich oder Forschungsfeld definiertes Profil, sondern spiegelt im besten Fall das sich verändernde Fach wider und trägt zu seiner Gestaltung bei.

Von den 21 Beiträgen in den drei Heften des Jahrgangs 2022 (Heft 2/3 erschien als Doppelnummer) waren insgesamt 16 Aufsätze, 3 Meinungsbeiträge und 2 Texte in der Reihe „Medienpolitik international“. Wir freuen uns, dass die beiden Nachwuchssprecher:innen der DGPuK, Elena Link und Alexander Rihl, die Diskurskultur der Kommunikationswissenschaft aus Sicht des Mittelbaus in einem Meinungsbeitrag aufgegriffen haben – ein Impuls, den wir 2023 weiter verfolgen werden. Zum Gesamtangebot der Publizistik gehörten weiterhin 48 Buchbesprechungen sowie Personalien.

Die jährliche Statistik (vgl. Abb. 1) verzeichnet eine im Verhältnis zu den Vorjahren fast gleichbleibende Zahl an 28 Manuskripteinreichungen, die Ablehnungsquote von 25 % bestätigt ebenfalls den Durchschnittswert der vergangenen Jahre. Somit findet der allgemeine Trend hin zu begutachteten Aufsätzen nur bedingt Niederschlag in der Publizistik, gerade englischsprachige Manuskripte werden kaum angeboten. Hinsichtlich der beruflichen Position der Beitragenden setzen sich ebenfalls Verhältnisse der Vorjahre fort: Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen waren an 45 % der Beiträge beteiligt, Professor:innen an 46 %. Nur 4 %, respektive 5 % wurden von Studierenden bzw. Berufspraktiker:innen (mit)verfasst (vgl. Abb. 2).

Abb. 1
figure 1

Manuskriptangebote und Beiträge (Aufsätze, Essays, Meinungsbeiträge) 1997–2022 (absolut/in Prozent)

Abb. 2
figure 2

Beruflicher Status der Autor:innen (Aufsätze, Essays, Meinungsbeiträge) 1997–2022 (absolut/in Prozent)

Was den Anteil von Autorinnen angeht, so stammte 2022 mehr als die Hälfte der Beiträge von Frauen (52 %), ähnlich wie 2020 und 2021 und erfreulich ausgeglichener als der langfristige Durchschnitt (1997–2022: 36 %). Die Zahl gemeinschaftlich verfasster Beiträge wiederum nahm im Vergleich weiter zu. Fast zwei Drittel (62 %) wurden in Teams geschrieben und damit deutlich mehr als im Langzeitverlauf (1997–2022: 46 %), wobei der Spitzenwert von 82 % (im Jahr 2013) schon einige Zeit zurückliegt. Indessen werden die Gruppen der Beitragenden selbst immer größer, im Themenheft findet sich ein Aufsatz mit 10, ein weiterer mit 12 Autor:innen. Während sich die geschlechtlichen Verhältnisse im Mittel der Jahre immer mehr anpassen (vgl. Abb. 3), schwankt die Zahl an einzeln oder kollektiv verfassten Texten deutlicher (vgl. Abb. 4).

Abb. 3
figure 3

Geschlecht der Autor:innen (Aufsätze, Essays, Meinungsbeiträge) 1996–2022 (in Prozent)

Abb. 4
figure 4

Einzelautor:innen und Autor:innenteams (Aufsätze, Essays, Meinungsbeiträge) 1996–2022 (in Prozent)

Als wissenschaftliche Zeitschrift ist die Publizistik elementar auf die kommunikationswissenschaftliche Community angewiesen, als Autor:innen, Rezensent:innen und Gutachtende. Für Reviews danken wir diesmal ganz herzlich:

  • Stefanie Averbeck-Lietz

  • Markus Behmer

  • Saba Rebecca Brause

  • Hans-Bernd Brosius

  • Christopher Buschow

  • Gülcin Balamir Coskun

  • Marco Dehnert

  • Susanne Fengler

  • Romy Fröhlich

  • Franziska Gaiser

  • Margot van der Goot

  • Jens Hagelstein

  • Jakob Hörtnagel

  • Olaf Hoffjann

  • Aike Horstmann

  • Diana Ingenhoff

  • Sigrid Kannengießer

  • Jihyun Kim

  • Stefanie Klein

  • Benjamin Krämer

  • Leif Kramp

  • Friedrich Krotz

  • Jessica Kunert

  • Sandra Mooshammer

  • Florian Muhle

  • Gerret von Nordheim

  • Jochen Peter

  • Daniel Pietschmann

  • Horst Pöttker

  • Oliver Quiring

  • Doreen Reifegerste

  • Carsten Reinemann

  • Anne Reinhardt

  • Jutta Röser

  • Raik Roth

  • Hermann-Dieter Schröder

  • Denise Sommer

  • Nina Springer

  • Dennis Steffan

  • Paula Stehr

  • Rudolf Stöber

  • Linards Udris

  • Sophia C. Volk

  • Lisa Weidmüller

  • Jeffrey Wimmer