Wenn trotz Schwangerschaft eine Reise ins Ausland unternommen wird, muss an notwendige Impfungen gedacht werden. Auch für die Reiseapotheke gibt es Besonderheiten zu beachten.

Abgesehen vom Standardimpfschutz gemäß den STIKO-Empfehlungen kommen für Schwangere je nach Reiseziel auch weitere Impfungen in Betracht. Allerdings sind Lebendimpfungen (Masern, Mumps, Röteln, Varizellen) kontraindiziert und für eine Reihe weiterer Impfungen bestehen relative Kontraindikationen, erläutert Prof. Gerd Neumann, Potsdam. "Grundsätzlich sind Impfungen in der Schwangerschaft auf vitale Indikationen oder unaufschiebbare Auslandsreisen zu beschränken." So sind besonders Reisen in Malaria-Gebiete oder Länder mit schlechten hygienischen Verhältnissen zu vermeiden.

Strenge Risiko-Nutzen-Abwägung

Soll es aber doch in eine Region gehen, wo es etwa Cholera-Ausbrüche geben kann, stellt sich die Frage nach dem Sinn einer Impfung gegen Cholera. Sie ist für Schwangere relativ kontraindiziert und bietet generell einen wenig zuverlässigen Schutz. Touristen wird sie nur selten empfohlen. Ähnliches gilt bei Reisen in FSME-Risikogebiete - nur nach strenger Risiko-Nutzen-Abwägung sei die Impfung auch in der Schwangerschaft möglich, erklärt Neumann.

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© Ekaterina Pokrovsky/stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)

Etwa sechs Wochen vor der geplanten Reise sollten sich Schwangere in Sachen Impfungen beraten lassen.

Auch Länder mit Gelbfieberrisiko sollten ungeimpfte Schwangere meiden. Ist dringend eine Reise in ein Risikogebiet erforderlich, kann entweder eine Impfbefreiung in englischer oder französischer Sprache ausgestellt werden oder eben doch geimpft werden. Eine relative Kontraindikation besteht auch für die Meningokokken-Impfung.

Gegen Hepatitis A und B dürfen auch Schwangere geimpft werden, gleiches gilt für Tetanus. Gegen Poliomyelitis sind kaum noch Reiseimpfungen nötig, weil es nur noch in Afghanistan und Pakistan Erkrankungen gibt. Wichtig ist dagegen das Thema Influenza: In tropischen Regionen können ganzjährig Epidemien auftreten, in der südlichen Hemisphäre zwischen Mai und Oktober. Daher wird die Grippeimpfung allen Schwangeren ab dem zweiten Trimenon dringend empfohlen.

Mit Typhus muss in einigen Ländern Afrikas und Asiens sowie Latein- und Südamerikas gerechnet werden. Es stehen ein Totimpfstoff und ein Lebendimpfstoff zur Verfügung - laut Neumann jedoch mit unzuverlässiger Schutzwirkung.

In Südostasien gibt es Epidemiegebiete für die japanische Enzephalitis. Die Impfung bei Schwangeren sollte aber nur unter strenger Risikoabwägung erfolgen.

Was in die Reiseapotheke gehört

Prinzipiell ist es empfehlenswert, vor Reiseantritt die aktuell geltenden internationalen Reiseimpfvorschriften nachzuschauen. Das gilt auch für Zwischenlandungen. Neumann: "Die internationalen Reisevorschriften ändern sich recht häufig." Fachinfos zur reisemedizinischen Impfberatung finden sich bei Tropeninstituten und Gesundheitsämtern, auf den Internetseiten des Auswärtigen Amtes oder beim Centrum für Reisemedizin (CRM). Das Robert-Koch-Institut hat die STIKO-Empfehlungen, die auch Reiseimpfungen berücksichtigen, in einer App für mobile Endgeräte zusammengefasst.

Der Inhalt der Reiseapotheke gehört ebenfalls in die reisemedizinische Beratung. Für Schwangere gibt es hier ein nur ein eingeschränktes Spektrum an Medikamenten. Entsprechende Hinweise hat Prof. Hans-Peter Lipp von der Universitätsapotheke Tübingen zusammengefasst [1].

Analgetika gehören zu den am häufigsten eingesetzten Arzneien

Analgetika gehören zu den am häufigsten in der Schwangerschaft eingesetzten Arzneimitteln. Mittel der ersten Wahl ist Paracetamol mit einer Tageshöchstdosis von 4.000 mg. Bei entzündungsbedingten Schmerzen ist es allerdings nur begrenzt wirksam. Ibuprofen gilt im ersten und zweiten Trimenon als relativ sicher. Im letzten Trimenon sollen nichtsteroidale Antirheumatika gemieden werden.

Bei Reiseübelkeit wird gern Diphenhydramin genommen, allerdings lägen widersprüchliche Sicherheitsdaten in der Schwangerschaft vor, erklärt Lipp. Er verweist auf die Kombination Doxylamin/Pyridoxin, die seit 2018 für Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft zugelassen worden ist.

Außerdem tritt in der Schwangerschaft gehäuft Juckreiz auf, was zunächst auf trockene Haut zurückgeführt und topisch mit harnstoffhaltigen Dermatika behandelt werden kann. Bei Allergie-assoziiertem Juckreiz sind Loratadin, Clemastin und Chlorpheniramin einsetzbar. Cetirizin hat den Vorteil, weniger sedierend und anticholinerg zu wirken. Thomas Meißner

1. Gynäkologe 2020; 53: 65-71