Wie wirken sich ABS-Programme konkret auf die Krankenversorgung aus? Am Universitätsklinikum Regensburg gab es kürzlich ein besonders eindrückliches Beispiel dafür. Eine multimorbide Patientin lag nach Mehrfachoperation mit einer komplizierten Infektion durch multiresistente Bakterien im Bauchraum auf der Intensivstation. Das interdisziplinäre ABS-Team hatte im Einklang mit den lokalen Resistenzzahlen und der Resistenztestung Meropenem empfohlen. Dies führte aber entgegen den Erwartungen der Kliniker nicht dazu, dass die Patientin klinisch besser wurde. Nach Absprache mit dem ABS-Team wurde daraufhin eine Spiegelmessung mittels Massenspektrometrie initiiert, bei der sich zeigte, dass die Serumkonzentration trotz Standarddosis viel zu niedrig war. Die Meropenem-Dosis wurde daraufhin verdreifacht, die Patientin sprach an und konnte letztlich gesund in die Rehabilitation entlassen werden. „Das ist ein Beispiel für ABS 3.0. Solche Messungen sind die Ausnahme, aber auf Dauer wollen wir da hin“, so Gessner. Viel häufiger sind im ABS-Alltag Situationen, in denen Antibiotika abgesetzt werden, wenn sie nicht mehr nötig sind. Auch die Umstellung von intravenöser auf orale Medikation oder allgemein die Deeskalation einer antibiotischen Therapie sind häufige Fragestellungen, die das ABS-Team beschäftigen.