Unverändert ist die schmerzmedizinische Versorgung von Tumorpatienten in Deutschland unzureichend und von einer bunten Mischung aus Unter- und Fehlversorgung gekennzeichnet. Dieses Fazit ziehen die Schmerzexperten Michael Überall, Nürnberg, und Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Göppingen, aus den Resultaten einer Studie im Fachjournal „Schmerzmedizin“.

An der Online-Querschnittbefragung im Rahmen der Praxis-Leitlinien-Initiative der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin waren 5.576 Patienten mit tumorbedingten Schmerzen beteiligt, von denen 47,4% auch unter tumorbedingten Durchbruchschmerzen litten. Dauerschmerzen durch den Tumor wurden laut der erhobenen Daten bei 21,1% der Patienten nicht ausreichend behandelt. Als Merkmal einer Unterversorgung galt dabei z. B. der Verzicht auf ein Opioid der WHO-Stufe 3 trotz 24-stündiger Dauerschmerzen von mehr als 40 mm auf der VAS-Skala. Bei den Durchbruchschmerzen betrug die Unterversorgung 35,4%.

Unter- und Fehlversorgung nicht selten kombiniert

Bei 7,7% der Dauerschmerzen und 5,3% der Durchbruchschmerzen war eine Fehlversorgung festzustellen. Dabei entstehen vermeidbare Schäden. Definiert war die Fehlversorgung unter anderem als Einsatz einer Rescue-Therapie ohne Vorliegen von Durchbruchschmerzen bzw. bei unzureichender Opioid-Tagesdosis. Nicht selten traten Unter- und Fehlversorgung kombiniert auf. Der Anteil betrug bei Patienten mit Dauerschmerzen 23,7% und bei jenen mit Durchbruchschmerzen 30,6%.