Wenn es um die Grundwasser geht, das Sprachrohr unserer Fachsektion, so werden an uns als Editoren-Team natürlich fortwährend viele Wünsche, Anregungen und manchmal auch kritische Anmerkungen herangetragen: „Angewandter soll sie sein, mit Beiträgen aus der Praxis“ oder „schneller soll es gehen, am besten ohne das umständliche und oft langwierige Review-Verfahren“ oder auch „Englische Beiträge sollten vermehrt zugelassen werden, auch um den Impact Factor und die Attraktivität für Beitragseinreichungen aus den Universitäten zu erhöhen“. Diese und andere Stimmen haben wir in den vergangenen Jahren vernommen und natürlich möchten wir am liebsten allen gerecht werden, auch wenn das naturgemäß kaum möglich ist.

Ein Blick hinter die Kulissen erleichtert oft die Beurteilung der Umstände. An der Herstellung der Zeitschrift Grundwasser sind viele Personen beteiligt und zur Sicherstellung der Qualität, der Gleichbehandlung der unterschiedlichen Beiträge und für ein zügiges und geordnetes Vorgehen ist ein vorgeschriebenes Verfahren vereinbart worden. Dieses Verfahren wird so oder so ähnlich bei praktisch allen wissenschaftlichen Zeitschriften weltweit angewandt. Nach der elektronischen Einreichung eines Beitrags bei Grundwasser durchläuft der eingereichte Beitrag eine erste Prüfung durch Ruth Kaufmann-Knoke, die insbesondere die Formalia prüft: Ist der Aufbau korrekt? Ist die maximale Anzahl an Zeichen eingehalten, ebenso die der Abbildungen und Tabellen? Der häufigste Grund für die Ablehnung eines eingereichten Beitrags bereits an dieser Stelle ist ein Thema, das nicht zur Ausrichtung der Grundwasser passt, weil es sich eben zum Beispiel überhaupt nicht mit Grundwasser befasst. Ist diese erste Hürde gemeistert, so erhalten die Editoren den Beitrag, um ihn zunächst zu sichten und fachlich geeignete Gutachter oder Gutachterinnen auszuwählen. Gerne werden hierfür zumindest einer oder eine der von den Autoren vorgeschlagenen Gutachtern oder Gutachterinnen gewählt, sofern diese nicht als befangen gelten. Von den angefragten Gutachterinnen und Gutachtern lehnen nach statistischen Angaben des Springer-Verlags für die Zeitschrift Grundwasser 40 % sofort ab oder lassen trotz Nachfrage nichts mehr von sich hören. Mit einer Quote von 60 % angenommener Gutachten ist die Zeitschrift Grundwasser in einer recht komfortablen Situation. Weltweit wird die mangelnde Bereitschaft zur Erstellung von Gutachten – trotz völlig nachvollziehbarer Gründe – inzwischen für etliche Zeitschriften zu einem existenziellen Problem.

Die Gutachter erhalten für ihre Bewertung in der Regel 4 Wochen Zeit. Etwa 2/3 schaffen eine rechtzeitige Abgabe, die restlichen Beiträge müssen angemahnt werden. Für ihre Begutachtung benötigen die Gutachterinnen und Gutachter im Schnitt 25 Tage (Angaben des Verlags für die Jahre 2014–2016). Gelegentlich kommt es vor, dass Gutachten überhaupt nicht eintreffen, zu kurz und wenig aussagekräftig sind oder aber einfach nicht geeignet sind; sei es, dass die Gutachterinnen oder Gutachter eine eigene Agenda verfolgen, sei es, dass sie ohne ersichtlichen Grund zu kritisch oder zu wohlwollend sind. Dann müssen weitere Gutachten eingeholt werden und es kommt zu Verzögerungen. Wir sind sehr dankbar für unsere fähigen und engagierten Gutachter und Gutachterinnen, die viel Zeit auf den Begutachtungsprozess verwenden und deren Urteil wir in den allermeisten Fällen rückhaltlos folgen können. Eine abschließende Bewertung seitens der Editoren wird den Autoren im nächsten Schritt mitgeteilt. Werden die gutachterlichen Kommentare von den Autoren nachvollziehbar bearbeitet und umgesetzt, also Änderungsvorschläge angenommen bzw. sinnvoll begründet nicht angenommen, dann werden die überarbeiteten Beiträge veröffentlicht, was bei der Grundwasser bei insgesamt etwa 70 % der eingereichten (Angaben des Verlags für die Jahre 2014–2016) Beiträge der Fall ist. Manchmal kann auch ein erneuter Begutachtungsprozess nötig sein. Die Dauer des gesamten Prozesses von der Einreichung bis zur Annahme für die Publikation beträgt bei Grundwasser im Durchschnitt drei Monate, wobei die Autorinnen und Autoren davon meist zwischen einem und zwei Monate für die Korrekturen benötigten. Nach der Entscheidung „Accept as is“ geht der Beitrag an Jörg Böger, der insbesondere die Abbildungen nochmals bearbeitet, aber auch den Beitrag insgesamt nochmals prüft. Schließlich erfolgt die Schriftsetzung durch den Springer-Verlag, einschließlich des so genannten „Proof-Editing“ als letztem Schritt vor der Produktion.

Dieser manchmal aufwändig erscheinende Begutachtungsprozess ist die Grundvoraussetzung für das Fortbestehen des Impact Factors der Zeitschrift Grundwasser. Dieser mag zwar vergleichsweise niedrig erscheinen, seine bloße Existenz bei einer vorwiegend deutschsprachigen Zeitschrift ist jedoch bereits ein riesiger Erfolg, auf den wir alle stolz sein können. In einer Universitätslandschaft, in der Zitationshäufigkeiten und h‑Indexe mittlerweile als Maß aller Dinge gelten, würde seine Abschaffung vermutlich einen Einbruch der Beitragseinreichungen seitens der wissenschaftlichen Einrichtungen bedeuten.

Die Frage nach der Notwendigkeit eines Review-Prozesses ist nur eine von vielen Fragen, bei der sich die Geister scheiden, andere sind die nach einer eher wissenschaftlichen oder angewandten Ausrichtung oder eben der Sprache. Die Zeitschrift Grundwasser ist Ihre und unser aller Zeitschrift und deshalb ist die fortwährende Diskussion um ihre generelle Ausrichtung ein sehr wichtiger Prozess. Um diesen Prozess zu moderieren und gegebenenfalls die Ausrichtung der Grundwasser neu zu justieren und den Anforderungen und Wünschen anzupassen, sind wir alle – Editoren wie Gutachter, Autoren wie Leser – gefordert. Aus diesem Grund wurde von uns eine Umfrage vorbereitet, die helfen soll, durch die Erstellung eines Meinungsbildes die Zukunft der Zeitschrift Grundwasser in die richtigen Wege zu leiten. Wir sind sehr daran interessiert, Ihre Meinung, Ihre Anregungen, Ihre Kritik und vielleicht auch Ihre Bestätigung zu erhalten.