Einleitung
Schlagzeilen in der deutschen Tagespresse künden von neuen großen Eisenbahnprojekten in China, Schnellbahnverbindungen von Beijing nach Honkong, Beijings neuem Riesenbahnhof, Brücken über den Yangzi und neuen Gleisstrecken in den Westen. Also alles rosig für die Bahn im Land der Mitte? Tatsache ist, dass viel getan wird im Bahnbereich, Tatsache ist aber auch, dass dies nach Plänen geschieht, die teilweise 30 Jahr alt sind. Auf der einen Seite werden Strecken gebaut, die niemand mehr braucht, weil sich die Bedingungen der Wirtschaft in den letzten 15 Jahren und besonders in den letzten fünf Jahren in China drastisch gewandelt haben. Auf der anderen Seite wurden Bedarfe für wichtige Neuverbindungen von den Planenden und Regierenden noch gar nicht bemerkt. Das Transportwesen ist das schwächste Glied in der Kette der chinesischen Wirtschaft. Überall im Land stehen große Mengen an Produkten auf Halde, die nicht transportiert werden können. Und statt die Folgen eines durch staatliche Protektion wachsenden Individualverkehrs zu bedenken, wird einfach der Westen kopiert und Straßen jeder Form in die Natur geklotzt. Mobilität ist in einer wirtschaftlich prosperierenden Gesellschaft unabdingbar, die Frage ist also nicht, ob, sondern wie der Verkehr gefördert wird.
Der vorliegende Beitrag beschreibt zunächst die momentane Situation und beleuchtet dann, was technisch und planerisch in beiden Teilen der Bahn – Personenverkehr und Güterverkehr – durchführbar wäre. Eine Möglichkeit, mit der China sein Verkehrsangebot entscheidend verbessern könnte, wird eine Flächenbahn sein, deren Konzept kurz umrissen wird. Darüber hinaus gibt es eine Überlegung, wie denn die westliche Industrie Chancen hat, Know How und Technik nach China zu exportieren.
Ziel muß es sein, dem Verkehrskonkurrenten Auto sowohl im Personen- als auch im Güterbereich eine langfrisig sinnreiche Alternative gegenüberzustellen, die die Infrastruktur und die Entwicklung des Landes stärkt und die Ressourcen (in China insbesondere die Ressource Boden) schützt.
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Kienast, V. Weichenstellung in die Zukunft oder Abstellgleis? . STANDORT – Zeitschrift für Angewandte Geographie 24, 16–22 (2000). https://doi.org/10.1007/s005480070043
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DOI: https://doi.org/10.1007/s005480070043