Der Sinn der Entfernung kleiner, asymptomatischer Nierensteine ist umstritten. Neue Daten zeigen: die prophylaktische Beseitigung scheint sich zu lohnen.

In die Studie wurden Patient*innen aufgenommen, bei denen symptomatische Nieren- und Harnleitersteine entfernt werden sollten. Bei der einen Gruppe (n = 38) wurden kleine, asymptomatische Steine (≤ 6 mm) zusätzlich entfernt, bei der Kontrollgruppe (n = 35) wurden diese belassen. Die sekundären Nierensteine befanden sich in der kontralateralen Niere (im Falle eines primären Nierensteins) oder in einer der beiden Nieren (im Falle eines primären Harnleitersteins). Die primären Nieren- und Harnleitersteine wurden mittels Ureterorenoskopie oder perkutaner Nephrolithotomie entfernt.

Die Wissenschaftler*innen eruierten das erneute Auftreten von Beschwerden und unerwünschten Ereignissen in Zusammenhang mit der OP, die zusätzliche Zeit, die die Entfernung der sekundären Steine in Anspruch nahm, sowie das weitere Wachstum belassener Steine. Während der fünfjährigen Nachbeobachtungszeit wurden die Teilnehmenden alle drei Monate telefonisch kontaktiert und nach Beschwerden, Steinabgängen oder Besuchen in der Notfallambulanz befragt, einmal pro Jahr wurde eine Computertomografie (CT) gefahren.

In der Kontrollgruppe waren häufiger erneute Beschwerden durch die sekundären Nieren- oder Harnleitersteine zu beobachten. Zu einem Rückfall kam es bei 16 % der Frauen und Männer in der Behandlungsgruppe und bei 63 % in der Kontrollgruppe. Das Risiko eines Rezidivs war in der Behandlungsgruppe um 82 % niedriger als in der Kontrollgruppe. Auch die Zeitspanne, bis es erneut zu Symptomen kam, war mit 233 Wochen (vs. 133 Wochen) signifikant länger. Bei 11 % der Patient*innen der Behandlungsgruppe und bei 43 % in der Kontrollgruppe war ein Besuch in der Notaufnahme oder eine weitere Operation nötig.

Durch die Entfernung der sekundären Steine verlängerte sich die OP-Zeit um 25,6 Minuten. In den zwei Wochen nach der OP suchten die Teilnehmenden der Behandlungsgruppe genauso oft eine Notaufnahme auf wie die Kontrollen (13 % bzw. 11 %), und die prophylaktische Steinentfernung hatte auch keinen Einfluss auf neue Steinbildungen. Über spontan abgegangene Steine berichteten 21 % respektive 29 % der Untersuchten.

Fazit: Die Entfernung asymptomatischer Nierensteine während einer OP, bei der symptomatische Steine beseitigt wurden, führte zu weniger Rückfällen als der Verbleib der Steine.

Sorensen MD et al. Removal of Small, Asymptomatic Kidney Stones and Incidence of Relapse. N Engl J Med 2022;387:506-13