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© Andres Rodriguez / Fotolia (Symbolbild mit Fotomodellen)

Die Berufsvertretung der Medizinstudenten (bvmd) hat im Januar 2019 gemeinsam mit der Universität Trier und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die Resultate des „Berufsmonitoring Medizinstudierende“ vorgestellt. Die Antworten der 13.000 befragten Studentinnen und Studenten zeigen Trends auf: Demnach ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach wie vor der wichtigste Anspruch an das Berufsleben als Arzt, den die jungen Frauen und Männer an den Universitäten derzeit haben (94,6 %).

Der Anteil der Studenten, für die ein Arbeitsleben als Inhaber in eigener Praxis eine mögliche Option ist, ist von 60,3 % im Jahr 2014 auf 53,5 % im Jahr 2018 deutlich zurückgegangen. Rund die Hälfte der Befragten (50,6 %) würde sowieso Gemeinschaftspraxen als Arbeitsort bevorzugen. Gleich 90 % könnten sich sogar auch vorstellen, angestellt zu arbeiten. Mehr als zwei Drittel würde das auch in einer ambulanten Arztpraxis tun. Und nur 4,7 % sprechen sich definitiv für die Niederlassung in einer Einzelpraxis aus (Abb. 1).

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Die Einzelpraxis scheint den Studierenden als Niederlassungsform wenig reizvoll. Das war auch bei der Befragug im Jahr 2014 schon so.

Teamarbeit scheint ohnehin ein Zukunftstrend zu sein. 68,2 % der Befragten (2014: 50,6 %) stehen einer Übertragung bislang ärztlicher Aufgaben auf qualifizierte Arztassistenten, Pflegekräfte und Medizinische Fachangestellte offen gegenüber. Nur 15,2 % lehnen diesen Paradigmenwechsel ab.

Schlechtes Image der Kliniken

Der ambulante Sektor profitiert von einem eher schlechten Bild der Arbeitsbedingungen in den Kliniken, das die Studenten haben. „Es geht nicht mehr nur darum, was für die Praxis, sondern auch darum, was gegen die Tätigkeit in der Klinik spricht“, sagte Jana Aulenkamp vom bvmd. Knapp vier von fünf Befragten (78 %) schreckt die hohe Arbeitsbelastung in den Krankenhäusern ab, hat eine eigene Erhebung der Vertretung der Medizinstudierenden ergeben. Auch eine als autoritär wahrgenommene Führungsstruktur, starre Hierarchien und ein starker ökonomischer Druck lässt die angehenden Mediziner vor einer Tätigkeit in der Klinik zurückschrecken.

Um die Allgemeinmedizin ist es wieder etwas besser bestellt. Die Imagepflege der Allgemeinmedizin in den vergangenen Jahren trage Früchte, sagte KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister bei der Vorstellung der Ergebnisse. Waren 2010 noch weniger als 30 % (29,3 %) von der Allgemeinmedizin als beruflicher Zukunft überzeugt, sind es inzwischen wieder 34,6 %. Das bedeutet jedoch nicht, dass damit auch der Landarzt als Berufsbild ein Comeback feiern kann. Für mehr als zwei Fünftel der Befragten ist die Aversion gegen ein Leben auf dem Land so ausgeprägt, dass sie dort nicht als Arzt arbeiten wollen. Ein Drittel würde nicht einmal in eine Stadt mit 10.000 Einwohnern gehen.

Auf der Verliererstraße ist die Chirurgie. Im praktischen Jahr sehen nur noch 18,1 % der Studierenden Perspektiven in der Chirurgie. Es gebe kein „patriarchalischeres, brutaleres Fach, auch was die Arbeitszeiten angehe“, kommentierte Hofmeister. Dies lasse sich oft nicht mehr mit der angestrebten Familienfreundlichkeit der Arbeitsbedingungen in Einklang bringen.

Gespalten bei der Digitalisierung

Die Digitalisierung ist nach wie vor ein Stiefkind der Medizinerausbildung. Dabei finden mögliche Verbesserungen bei Diagnostik, Arbeitsorganisation oder Behandlung durch digitale Helfer bei den Studierenden hohe Zustimmungswerte. Die tatsächlichen Kenntnisse zu Telemedizin, Digitalisierung sowie Informations- und Wissensmanagement dümpeln aber bei Werten um 10 % und darunter. Für KBV-Chef Dr. Andreas Gassen ein willkommener Anlass für eine Spitze gegen die Politik, die neuerdings in der gematik ja die Hauptrolle spielen will: „Die niedrigen Werte beim digitalen Wissen unter den Studenten decken sich mit denen der Politiker zur Digitalisierung in der Medizin. Die haben auch keine Ahnung.“