Die Prävalenz von Asthma und Rhinitis im Verlauf von Kindheit und Jugend zeigt einen geschlechtsspezifischen Verlauf. In einer Metaanalyse mit individualisierten Daten sollte ein möglicher Gender-Shift der Erkrankungsprävalenzen genauer analysiert werden.
Der Krankheitsverlauf von Asthma und Rhinitis in Kindheit und Jugend variiert geschlechtsspezifisch. Während die genderspezifischen Verläufe bei von Rhinitis und Asthma als Monoerkrankungen bereits gut erforscht sind, sind Daten zum Verlauf von Rhinitis und Asthma als Komorbidität eher spärlich. Die gepoolte Auswertung von 14 europäischen Geburtskohortenstudien anhand von Individualdaten der Teilnehmer erlaubt jetzt detaillierte Aussagen zur geschlechtsspezifischen Prävalenz von allergischen Atemwegserkrankungen vor und nach der Pubertät.
Einbezogen in die Analysen waren die Daten von 19.013 Teilnehmern im Alter von 14 bis 20 Jahren. Mädchen hatten sowohl vor als auch nach der Pubertät weniger häufig eine aktuelle Rhinitis als Jungen, die adjustierte Odds Ratio (aOR) für Mädchen gegenüber Jungen betrug 0,79 (95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,73–0,86) und 0,86 (95%-KI: 0,79–0,94). Vergleichbare Ergebnisse fanden sich beim aktuellen Asthma, auch hier waren Mädchen vor und nach der Pubertät mit einer aOR von 0,71 (95%-KI: 0,63–0,81) und 0,81 (95%-KI: 0,64–1,02) weniger häufig betroffen. Bei der Asthma-Rhinitis-Komorbidität ergab sich der stärkste geschlechtsspezifische Unterschied vor der Pubertät mit einer aOR von 0,55 (95%-KI: 0,46–0,64) und einem erheblichen postpubertären Geschlechterausgleich mit einer aOR von 0,89 (95%-KI: 0,74–1,04). Dabei war der Prävalenzshift zulasten der Mädchen bei Nichtsensibilisierten ausgeprägter als bei Sensibilisierten mit IgE-assoziierten Krankheitsbildern.
Als Erklärung für den Shift diskutieren die Autoren anatomische Unterschiede und hormonelle Einflüsse, aber auch soziokulturelle Eigenheiten, die in dieser Auswertung, bei der die Teenager selbst Auskunft über ihre aktuellen Beschwerden gaben, besonders in Gewicht gefallen sein könnten.
Fazit: Die Asthma- und Rhinitis-Prävalenz vor der Pubertät ist bei Jungen höher als bei Mädchen und gleicht sich nach der Pubertät zwischen den Geschlechtern an. Besonders auffällig ist der geschlechtsspezifische Shift zulasten der Mädchen bei einer Asthma-Rhinitis-Komorbidität.
Literatur
Keller T et al. The sex-shift in single disease and multimorbid asthma and rhinitis during puberty — a study by MeDALL. Allergy 2018;73: 602–14
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Kreutzkamp, B. Geschlechtsspezifische Prävalenz von Asthma und Rhinitis: Mädchen holen nach Pubertät auf. Allergo J 27, 12 (2018). https://doi.org/10.1007/Kommentar
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