Skip to main content
Log in

Zwischen Bukolik und Satire: Das sogenannteSancti Paulini Epigramma

  • Published:
International Journal of the Classical Tradition Aims and scope Submit manuscript

Abstract

The Codex Parisinus Latinus 7558 (9th century) contains a unique piece of Christian Latin poetry of the early 5th century, presumably written in southern Gaul. The author cannot be identified with certainty, since the title in the manuscript seems to be erroneous. However, the poem which consists of some 110 hexameters, pretends to be a dialogue (a form common to monastic literature) between an older monk, Thesbon, and a younger host, Salmon, who had been living in the monastery for a while, but has returned to his hometown. In his narration he refers to the invasions of barbarians, considering them—like St. Augustine and, later on, Salvianus—as a punishment for not obeying God's commandments by not fighting against the real, inner enemy, that is to say the devil. Asked by Thesbon, Salmon delivers a traditionally styled Roman satire on men’s and women’s vices. Only the evening service brings the dialogue to an end. This and some other details, already set in the starting lines, evoke a peaceful bucolic scenario, which perfectly fits with the concept of monastic life as an anticipation of the peace in paradise.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Similar content being viewed by others

References

  1. Die Handschrift wurde beschrieben von E. Dümmler, “Die handschriftliche Überlieferung der lateinischen Dichtungen aus der Zeit der Karolinger”Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 3 (1878), 299–301; vgl. auch P.F. Hovingh in seiner, Ausgabe des Marius Victorius, CCL 128 (1960), 118–120.

    Google Scholar 

  2. Die erste und bisher einzige kritische Ausgabe stammt von K. Schenkl,Poetae Christiani minores, Wien 1888 (CSEL 16, 499–510); sie weist, wie eine Nachkollationierung ergeben hat, einige unbedeutende Fehllesungen auf; aus der nicht umfangreichen Sekundärliteratur seien genannt: E. Griffe, “L'Epigramma Paulini, poème gallo-romain du Ve siècle”,Revue des Études Augustiniennes 2 (1956), 187–194; A. Gallico, “Note per una nuova edizione dell'Epigramma Paulini”,Studi storico-religiosi 6 (1982), 163–172; R. P. H. Green, “Tityrus lugens”,Studia patristica 15 (= Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 128), Berlin 1984, 75–78; K. Smolak, “Zur Textkritik des sogenannten S. Paulini Epigramma”,Wiener Studien 102 (1989), 205–212; A. Gallico, “De Paulini epigrammate adnotatiunculae”,Liceo ginnasio statale, Tommaso Campanella’, 175 o anniversario, Reggio C. 1990, 147–151; unmittelbar vor der Fertigstellung steht die auf Anregung des Verfassers begonnene Wiener Dissertation von Astrid Schuller (Einleitung, kritische Edition, Kommentar).

  3. Dazu s. W.-L. Liebermann, in:Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literature von 284 bis 374 n. Chr., München 1989, 282 (= R. Herzog—P.-L. Schmidt,Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Bd. 5).

  4. Gewissen Vorbehalt bezüglich der ethnischen Identität der aufgezählten Barbaren läßt die Tatsache geboten erscheinen, daß alle drei Völkerschaften neben anderen an zwei einander sehr ähnlichen und—auch—als rhetorische ‘copia’ zu bewertenden Stellen in den Briefen des Hieronymus vorkommen, die der Autor gekannt haben mag:epist. 123,15,2 (quicquid inter Alpes et Pyrenaeum est, quod oceano Rhenoque concluditur, Quadus, Vandalus, Sarmata, Halani, Gypedes, Heruli, Saxones, Burgundiones, Alamanni et—o lugenda res publica!—hostes Pannonii [sc.Gothi] vastaverunt; auf diese Stelle weist bereits Gallico, “De Paulini Epigrammate adnotatiunculae” 147 [o. Anm. 2] hin) undepist. 60,16,2 (…quod inter Constantinopolim et Alpes Iulias cotidie Romanus sanguis effunditur. Scythiam, Thraciam, Macedoniam, Thessaliam, Dardaniam, Daciam, Epiros, Dalmatiam cunctasque Pannonias Gothus, Sarmata, Quadus, Alanus, Huni, Vandali, Marcomanni vastant, trahunt, rapiunt).

  5. De providentia Dei, Leiden 1989; in den Versen 913–940 lassen sich Anklänge an dasEpigramma feststellen.

  6. Durch die Einfügung einesad in V. 107 (te corde hinc gestans abii ad Tecumque resedi) wird das Worttecum zum Eigennamen eines südgallischen Flusses (nach Plin,nat. hist. 3,32, in anderer LesartTetus) unweit von Baeterrae; Schenkl 502 nennt seine Konjektur vorsichtigerweisesatis incerta.—Zu Paulinus von Baeterrae s. R. Helm,RE 18,4 (1949), 2359f., und M. Schanz—C. Hosius—G. Krüger,Geschichte der römischen Literatur, 4,2, München 1920, 361–363: Beide übernehmen Schenkls These; J. R. Martindale,Prosopography of the Later Roman Empire 2:AD 395–527, Cambridge 1980), 845f., dagegen bezeichnet den Autor desEpigramma bloß als ‘poet’ (nicht als ‘bishop’) und erwägt wegen des in der Handschrift beigefügtensancti eine Vermischung mit dem gleichnamigen Bischof von Nola.

  7. Grundlage der Textgestaltung ist die in Anm. 2 zitierte Ausgabe von K. Schenkl. Die vom Verfasser vorliegenden Artikels in der Studie von 1989 (o. Anm. 2) vorgeschlagenen Konjekturen wurden aufgenommen und durch Sperrdruck gekennzeichnet; zu ihnen kommt je eine Änderung in den Versen 26 und 107 hinzu:at stattac in 26 (wegen des satirischen Tons, vgl. Pers. 1,28; es liegt eine des öfteren bezeugte Verschreibung vor, vgl. z. B. die Überlieferung von Verg.,Georg. 1,50),tecumque (so die Handschrift) statt Schenklsad Tecumque (s. o. Anm. 6).—Für die Textgestaltung vor Schenkl (Ioannes Gagneius, Lyon 1536 [editio princeps]; J. Ch. Wernsdorf,Poetae Latini Minores III, Altenburg 1782, 103–114) bzw. für diesem mündlich mitgeteilte Vorschläge sei auf die Apparate in dessen Ausgabe verwiesen. Um einen Einblick in Schenkls editorische Leistung zu ermöglichen, wurde hier dem lateinischen Text ein sehr knapper Apparat in Anm. 8 beigegeben.

  8. 10aeque]namque S(chenkl), H(andschrift); 11pacis]vitae H; 12longa in] Slonge (=longae) H; 26at]ac S, H; 36ut libitum furiis]leprae dum furvis S (furiis im kritischen Apparat erwogen),lepedum furvis H; 94f.prosterneret accola montis/…omnia bellum]prosterneret…/…omnia bellum S,prosterneret omnia bellum H; 107tecumque] H,ad Tecumque S.

  9. Die Metapher basiert auf der neutestamentlichen Bezeichnung der einzelnen Christen als Tempel Gottes (1 Cor. 3,16f.; 6,19).

  10. Σαλμαν begegnet nochRuth 4,20f., 1Par. 2,11 undMatth. 1,4f. (dieVetus Latina bietet Salmon oder die bloß auditive Variante Sarmon, dieVulgata dagegen Salma).

  11. Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang auch daran erinnern, daß Hier.,epist. 36,11,3f., über den in 1Par. 2,11 undMatth. 1,4 erwähnten Salmon (Salma) sagt (er gebraucht hier die Namensform derVetus Latina, Salmon), er—und noch nicht sein Vater Naasson—habe das Land der Verheißung betreten, was sich auch auf den Eintritt in eine Mönchosgemeinschaft und den (zeitweiligen) Aufenthalt in einem Kloster umlegen ließe.

  12. Schenkl (o. Anm. 2) 500, Anm. 4, weist nur auf 3Reg. 17,1 hin, wo Elias als Thesbites bezeichnet wird, und erwägt aus nicht einsichtigen Gründen die Form Thisbon, dae undi in der Handschrift häufig vertauscht würden.—Daß Elias den Urtyp des Mönchs verkörpert, wird an zwei Stellen derVita Pauli des Hieronymus deutlich: wenn der Eremit Brot von einem Raben erhält (10, PL 23,25 B) wie der fastende Elias (3Reg. 17,4) und wenn die chronologische Reihe Elias—Johannes der Täufer—Paulus von Theben für Exempla monastischer Lebensform aufgestellt wird (13, PL 23,26 C); es sei auch daran erinnert, daß Ambrosius den Thesbiten zum Gegenstand seiner AbhandlungDe Helia et ieiunio gemacht hat; das Fasten zählt ja zu den wichtigsten Äußerungen monatischer Existenz.

  13. Darüber s. B. Fischer,Vetus Latina, Bd. 2, Freiburg i. Br. 1951, 17f.

  14. Im Folgenden werden die Begriffe ‘bukolisch’ und ‘Bukolik’, sofern sie sich auf das Gedicht als Ganzes beziehen, in dem Sinn verwendet, wie ihn E. A. Schmidt,Bukolische Leidenschaft oder Über antike Hirtenpoesie, Studien zur klassischen Philologie 22, Frankfurt a. M.—New York 1985, 13–22, für die antike Bukolik vergilische Prägung erarbeitet hat: Die Wörter bezeichnen insofern keine Utopie (wie in der Neuzeit), weil imS. Paulini Epigramma eine paradiesische Existenzform nicht für die Zukunft bzw. das Jenseits ersehnt, sondern als punktuell ebenso real vorhanden dargestellt wird wie das ‘selige Leben’ des Tityrus in Vergils 1. Ekloge. Formale Gegebenheiten des Gedichts (darüber s. im folgenden Haupttext) verbieten es, die als bukolisch bezeichneten Elemente im Sinne Schmidts als ‘pastoral’ oder ‘idyllisch’ zu benennen, da so die eben durch jene Formkennzeichen signalisierte Bezugnahme auf die Gattung ‘Bukolik’ sprachlich unterdrückt würde.—Ausführlich, doch weitgehend auf die neuzeitlichen Nationalliteraturen bezogen (von Theokrit und Vergil abgesehen) diskutiert das Problem pastoraler Gattungskonstituentien P. Alpers,What is Pastoral?, Chicago—London 1996, 44–48 (Mode and Genre), 79–134 (Pastoral Convention), doch geht er auf den religiösen Aspekt der Gattung nicht ein, der imEpigramma von Bedeutung ist. (Zu Alpers' Buch in allgemeinen s. jetzt den Rezensionsartikel von E. A. Schmidt, “Ancient Bucolic Poetry and Later Pastoral Writing. Systematic and Historical Reflections”, in dieser Zeitschrift [IJCT] 5 [1998/99], 226–251.)

  15. Verg.,Ecl. 5,6; wie imEpigramma wird auch hier der Ort der folgenden Unterhaltung am Beginn des Gedichts von einem der Gesprächspartner in protreptischem Kontext beschrieben. Die von Green (o. Anm. 2) 76f. angeführten Stellen passen weniger gut auf die Situation.

  16. Der Sarkophag des Iulius Achilleus ist abgebildet bei A. Toynbee u. a.,The Crucible of Christianity, London 1969 (deutsch:Auf, diesen Felsen, Wien—München 1970), 187, das Fresko ebd. 319; zu seiner Interpretation s. J. Vogt,Der Niedergang Roms, Zürich 1965, 557f.; über die pastorale Thematik der Sarkophage des ausgehenden 3. und frühen 4. Jh. s. Luba Freedman,The Classical Pastoral in the Visual Arts (Hermeneutics of Arts 1), New York—Bern—Frankfurt a. M. 1989, pass. (literaturhistorisch-philologische Informationen sind allerdings mitunter fehlerhaft); in den weiteren pastoralen Bereich gehört natürlich auch das hocharchaische, in der Spätantike sowohl in paganem als auch in christlichem Kontext begegnende Motiv des Hirten und Schafträgers, dazu s. Th. Klauser, “Studien zur Entstehungsgeschichte der christlichen Kunst I”,JAC 1 (1958), 20–51.—Eine formale Modifizierung des schaftragenden, Guten Hirten' (vgl.Luc. 15,5) im Sinne eines pastoralidyllischen Bildganzen stellt das bekannte Mosaik im sog. Grabmal der Galla Placidia in Ravenna (2. Viertel 5. Jh.), in Wahrheit einem Oratorium zu Ehren des römischen Märtyrers Laurentius, dar; seine Positionierung gegenüber der Szene mit dem Martyrium des Heiligen stellt das Mosaik des ‘Guten Hirten’ in die Tradition der pastoralen Jenseitsbilder; Abbildungen bei L. v. Matt—G. Bovini,Ravenna, Köln 1979; 31; 33; 35 (Abb. 9–11).

    Google Scholar 

  17. Trotz der von W. Schmid, Art. “Bukolik”RAC 2 (1954), 789–800, dort 797–800 (=ders.,Ausgewählte philologische Schriften, ed. H. Erbse—J. Küppers, Berlin—New York 1984, 519–530, dort 529f.) vorgebrachten, im Grunde berechtigten Skepsis bezüglich des Vergleichs von literarischer Bukolik und Bukolik in der bildenden Kunst (gegen J. Hubeaux,Les thèmes boucoliques de la poésie latine [Académie royale de Belgique. Classe, des lettres et des sciences morales et politiques. Mémoires. Collection in-8°, 2. sér., t. 29, fasc. 1], Brüssel 1930) ist eine auf wesentliche Elemente beschränkte Synopse angebracht, die auch Schmid konzediert.

    Google Scholar 

  18. Pass. Perp. 4,8–10; die pastoralen Elemente (z. B. das Melken von Schafen) gehen über die in der Bibel angelegte Hirten- und Herdenmetaphorik hinaus und haben ihre nächsten Parallelen in dem in Anm. 16 genannten römischen Sarkophagrelief.

  19. Vgl. z. B. Verg.,Ecl. 10,25 und das Relief des Dionysoszuges auf dem Bühnenpodium des Theaters von Perge in Pamphylien aus dem 2. Jh. n. Chr. (Abbildung in: Maria Dawid,Türkei, Innsbruck—Frankfurt a. M. 1987, 103).

  20. Der Editor, Kommentator und Übersetzer Nemesians, Dieter Korzeniewski, hat die inhaltliche Beziehung zwischen dritter und erster Ekloge, die einen Nachruf auf den verstorbenen Meliboeus enthält, erkannt, s.Hirtengedichte aus spätrömischer und karolingischer Zeit, Darmstadt 1976, 2f.

  21. Dazu s. W. Schmid, “Tityrus Christianus”,Rheinisches Museum 96 (1953), 101–165; ders., Art. “Bukolik” (o. Anm. 17) 792–795 (=ders.,Ausgewählte philologische Schriften [o. Ann. 17] 522–528); ders., Art. “Endelechius”,RAC 5 (1962), 2f.

    Google Scholar 

  22. Hier.vita Pauli 13 (PL 23,26 C); in denselben Vorstellungskomplex, die Vorwegnahme der jenseitigen Seligkeit durch ein monastisches Leben, gehört auch die Bezeichnung eines Klosters alsurbs sacra, das ist das himmlische Jerusalem, wie sie noch in der metrischen Grabinschrift des 1584 verstorbenen Abtes Georg Remer in der Kirche des ehemaligen Zisterzienserstiftes Neuberg a. d. Mürz (Steiermark/Österreich) erscheint.

  23. Matth. 22,30:in resurrectione neque nubent neque nubentur, sed sunt sicut angeli Dei in caelo (dazu s. D. E. Aune, “Luke 20: 34–36: A ‘Gnosticized” Logion of Jesus2”, inGeschichte—Tradition—Reflexion. Festschrift für Martin Hengel zum 70. Geburtstag, vol. III,Frühes Christentum, Tübingen 1996, 187–202); im 10. Jh. gebraucht Hrotswith von Gandersheim den Ausdruckangelica conversatio zur Kennzeichnung der Lebensführung einer Rekluse (Abraham 7,3): die Parallelisierung von Klosterleben und Engelwelt erhellt auch aus der byzantinischen Bezeichnung eines Ikonentyps, der den Aufmarsch der himmlischen Heerscharen darstellt: {ie13-1} ist der Fachausdruck für und die genaue Entsprechung von, Konvent' (conventus) zur Benennung einer beratenden Versammlung aller Mönche eines Klosters.

  24. Vita Pauli 11 (PL 23,25 C).

  25. Matth. 9,36;Marc. 6,34;Luc. 15,4–6;Ioh. 10,1–16.

  26. Die patristischen Belegstellen finden sich bei G. W. H. Lampe,A Greek Patristic Lexicon, Oxford 1961, s. v.

  27. In diesem Sinn äußert sich Servius,In Vergilii bucolicon librum commentarius (I 1,1 f. Thilo).

  28. PG 65,260 C-D; vgl. Hier.,vita Pauli 10 (PL 23, 25 B).

  29. Zur Verwendung dialogischer Formen in der christlichen Literatur s. jetzt Dorothea Weber, Art. “Dialog”, in: S. Döpp-W. Geerlings (Hrsg.),Lexikon der antiken christlichen Literatur, Freiburg i. Br.-Basel-Wien 1998, 163–165; noch eine mittellterliche Gregor-Fälschung, die gegen Heuchelei im Klosterleben gerichtet ist, hat Dialogform (ed. M. L. Colker,Analecta Dublinensia. Three Medieval Latin Texts in the Library of Trinity College Dublin, Cambridge [Mass.] 1975, 17–62.

  30. Parallelen zur ersten Ekloge Vergils sind kurz angedeutet von Green (o. Anm. 2) 77; bereits R. Helm, Art. “Paulinus”,RE 18 2 (1942), 2359f., weist auf die formale Nähe desEpigramma zur Bukolik hin.

    Google Scholar 

  31. Die Gesprächspartner, die heidnischen Hirten Aegon (der Name ist Vergils dritter Ekloge entnommen) und Bucolus einerseits und Tityrus, der christliche (wie bei Vergil, glückliche', da—in diesem fall von der Rinderseuche-nicht betroffene) Hirt, andereseits, stehen ebenfalls in Kontrast zueinander.

  32. In Modoins bukolischer Dichtung besteht der Gegensatz wie in Vergils erster Ekloge und imEpigramma im unterschiedlichen Alter der Dialogpartner (puer bzw.senex), in derEcloga Theoduli wie bei Endelechius in Heidentum und Christentum bzw. im Geschlecht (mit dem heidnischen Hirtenknaben Pseustis [d. i. ϕεν′στηξ in itazistischer Schreibweise] singt das christliche Hirtenmädchen Alithia um die Wette; am Ende spricht Phronesis Alithia den Sieg zu, Pseustis bekehrt sich wie Aegon bei Endelechius), bei Dante in der Befürwortung bzw. Ablehnung volkssprachigen Dichtens.—Zum positiven Korrelat von dialogischer Gestaltung bzw. agonalem Element und Ekloge s. F. Mosetti Casaretto,Teodulo, Ecloga, Florenz 1997, XL-XLIX; P. Stotz, “Conflictus. II Contrasto poetico nella letteratura latina medievale”, in:Il genere “Tenzione” nelle letterature romanze delle Origini (Sezione di italiano dell'università di Losanna), Ravenna 1999, 165–187, bes. 169f.

  33. Zu diesem theologischen Konzept s. J. Vogt,Kulturwelt und Barbaren. Zum Menschenbild der spätantiken Gesellschaft, Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz), Abhandlungen der geistes-und sozialwissenschaftlichen Klasse 1967, 1, Wiesbaden 1967, 47 (über Augustinus); 59–63 (über Salvian).

  34. 24f.:subiectaque colla catenis/dedimus et manicis peccati praeda ligamur; in 28 ist das Bild der Psychomachie noch einmal deutlich gemacht durch die Metaphernlatos animae campos undpraetoria cordis (eine geistreiche klangliche Anspielung auf das häufig metaphorisch gebrauchte Substantivpraecordia).

  35. Prinzipiell richtig erkannte dies Danuta Shanzer, “Allegory and Reality: Spes, Victoria and the Date of Prudentius's Psychomachia,”,Illinois Classical Studies 14 (1989), 347–363, doch geht sie in der Annahme zeithistorischer Bezüge etwas zu weit; eine kleine diesbezügliche Studie des Verfassers steht vor ihrem Abschluß.

    Google Scholar 

  36. Fg. 117 Astbury=fg. 160 Cèbe; vgl. dessen Kommentar: J.-P. Cèbe,Varron, Satires Menippées, Bd. 4 (=Collection de l'École française de Rome 9), Rom 1977, 722–726, und E. Woytek, “Varro”, in: J. Adamietz (Hrsg.),Die römische Satire (ser. Grundriß der Literaturgeschichten nach Gattungen), Darmstadt 1986, 336.

  37. Dazu s. U. Knoche, “Betrachtungen über Horazens Kunst der satirischen Gesprächsführung”,Philologus 90 (1935), 372–390; 469–482; relativierend jetzt M. v. Albrecht, in: Adamietz, 154 (o. Anm. 36) zu Horaz; zu Juvenal s. J. Adamietz, “Juvenal”, in: Adamietz, 238–243.—Zur Popularität Juvenals in der Spätantike s. allgemein M. v. Albrecht,Geschichte der römischen Literatur, Bd. 2, Bern-München 1992, 817, im besonderen Ch. Gnilka, “Der Ring des Crispinus. Zu Juvenal und Dracontius”,Jahrbuch für Antike und Christentum 8/9 (1965/66), 177–182; P. Courcelle, “Grégoire le Grand à l'école de Juvénal”,Studi e materiali di storia delle religioni 38 (1967), 170–174; J. R. C. Martin, “Servius and Juvenal”,Philologus 123 (1974), 325f.; J. A. Willis, “Venantius Fortunatus Iuvenalis lector”,Mnemosyne 4. ser. 41 (1988), 121–123; Ch. Gnilka, “Satura tragica, Zu Juvenal und Prudenz”,Wiener Studien 103 (1990), 145–177; es ist bezeichnend, daß Juvenal in der Spätantike gern als Spender von Sentenzen oder Phrasen herangezogen wird (z. B. Hier.,epist. 50,5,2; 57, 12, 1; Iul. bei Aug.,c. Iul. op. imperf. 6,29).

    Google Scholar 

  38. Dazu s. H. Hunger,Reich der Neuen Mitte, Graz-Wien-Köln 1965, 284f.; schon Theodoret von Kyrrhos war bestrebt, in seiner Geschichte der syrischen Mönche (ϕιλóθεoζ íστoζíα) Gruppen von Mönchen nach dem Muster antiker Philosophenschulen herauszuarbeiten, s. P. Canivet—A. Leroy-Molinghen,Théodoret de Cyr, Histoire des moines de Syrie, Bd. 1, Paris 1977, 12f. (Sources Chrétiennes 234).

  39. Zum Popularphilosophischen Charakter dieser Ode s. H. P. Syndikus,Die Lyrik des Horaz, Darmstadt21989, 464–470.

  40. Pedius wurde richtig konjiziert von Schenkl, die Handschrift bietet in Vers 35 ein sinnlosespedis; der Name begegnet bei Hor.,serm, 1,10,28 (Q. Pedius Poplicola), und Pers. 1,85 (die Stelle steht jener aus demEpigramma [moechus erat Pedius. moechatur] formal nahe:fur es' ait Pedio. Pedius quid?); Pol(l)io, von Schenkl—seltsamerweise mit nur einem l—aus dem handschriftlich überlieferten unsinnigenpalio hergestellt, erscheint an je zwei Stellen bei Horaz (serm. 1,10,42: 85 [C. Asinius Pollio] und Juvenal (6,387; 7, 176); Albus schließlich, in der Handschrift eindeutig tradiert, hat keine unmittelbare Parallele bei den römischen Satirikern, doch dürfte es sich um eine aus metrischen Gründen (?) erfolgte Variante (in V. 37:Albus cunctorum wäre Albius unmöglich) von Albius handeln: Bei Horaz istserm., 1,4,109 die doppeldeutige GenetivformAlbi (filius) belegt (nur aus 1,4,28 ist die dazugehörende NominativformAlbius erkennbar), die einen, Satirennamen' Albus rechtfertigen könnte.

  41. Zur Wirkungsgeschichte von CicerosDe officiis, wie sie sich in der Spätantike nicht zuletzt in dem christlichen GegenstückDe officiis ministrorum des Ambrosius manifestiert, s. jetzt A. Dyck,A Commentary on Cicero, De officiis, Ann Arbor 1996, 39–49.

  42. Etym. 20,2,24: zu antiken Einteilungen der Philosophie s. P. Hadot, Les divisions des parties de la philosophie dans l'antiquité”Museum Helveticum 36 (1979), 201–223.

    Google Scholar 

  43. Vgl. auch Verg.,Aen, 1,742-746; 6,849.

  44. Darüber s.K.Smolak, “Unentdeckte Lukrezspuren”,Wiener Studien 86 (1973), 216–239; dort 236f.

    Google Scholar 

  45. Über Juvenals sogenannte Weibersatire s. J. Adamietz, in: Adamietz 262–265 (o. Anm. 36): N. Rudd,Themes in Roman Satire, London 1986, 192–215.

  46. Als erster, soweit faßbar, äußerte sich über die Ehe ausführlich (und skeptisch) der Sophist Antiphon (VS 87 [80], B 49 Diels-Kranz, Bd. 2, 356–360); eine einschlägige Textsammlung (in deutscher Übersetzung) mit instruktivem Nachwort (s. besonders 89–104) bietet K. Gaiser,Für und wider die Ehe, München 1974 (Dialog mit der Antike 1).

  47. Z. B. 1,355: Dina (nachGen. 34); 363: Thamar (nachGen. 38).

  48. Epist. 22, 30, 1f.

  49. 1 Cor. 11,3–15; 14,34f.;Prov. 19,13; 29,9; 25,24; 27,15; besondersEcl. 14,34f; die Aussage der Verse 71–73 erinnert stark anProv. 31,30:fallax gratia et vana est pulchritudo: mulier timens dominum ipsa laudabitur.

  50. (Scaena)Marulli ist überzeugende Konjektur Schenkls für das sinnlosemapulli der Handschrift; daß der Mimograph marullus in der Spätantiken noch bekannt war, beweist der Umstand, daß er auch von Hieronymus (adv. Ruf. 2,20) und Servius (zu Verg.,Ecl. 7,26 und Aen. 7,499) erwähnt wird.

  51. Zur Ablehnung der Dido-Episode durch einen Christen vgl. Aug.,conf., 1,13,20f., zur Beurteilung Didos von der Spätantike an s. R. Martin (ed.),Énée et Didon. Naissance, fonctionnement et survie d'un mythe, Paris 1990; Maria Teresa Graziosi, Art. “Didone (fortuna letteraria)”,Enciclopedia Virgiliana 2 (Rom 1985), 57f.; zu Spätantike, Mittelater und früher Neuzeit K. Smolak, “Philologisches zum Tapisserienzyklus, Die sieben Todsünden' im Wiener Kunsthistorischen Museum”,Aachener Kunstblätter 66 (1994), 377–384 (Festschrift H. Fillitz); speziell zu Aug.,conf., lc., S. McCormack,The Shadows of Poetry. Vergil in the Mind of Augustine (=The trnasformation of the classical heritage 26), Berkeley—Los Angeles—London 1998, 96.

  52. Abbildung bei Matt—Bovini (o. Anm. 16), 93 (Abb. 63;64).

  53. Green (o. Anm. 2) 77 hält einen Ausfall für unwahrscheinlich und verweist Anm. 17 auf Cic.,nat. deor. 3,94 und Min. Fel. 40,2: An beiden Stellen wird mit Hinweis auf den anbrechenden Abend eine Weiterführung des Gesprächs für den nächsten Tag in Aussicht gestellt; allerdings spricht Minucius Felix ausdrücklich von einigen Kleinigkeiten, die noch der Erörterung bedürfen, das Wesentliche ist also gesagt; ebenso schließt CicerosDe natura deorum mit einer klaren Stellungnahme. ImEpigrmma dagegen wäre der von einem Gedicht aus monastischem Umkreis zu erwartende Hauptgesichtspunkt, die paradiesische Existenz im Kloster, übergangen! Die nächste Parallele, aber auch nur in gewissem Sinn, wäre die nicht eingelöste Ankündigung des Lukrez, das selige Leben der Götter dearzustellen (5,153–155), ein Faktum, das immer wieder zu der Vermutung Anlaß gegeben hat,De rerum natura sei unvollendet.

  54. De red. 1,440-452; der Autor vergleicht das Mönchtum mit der krankhaften ‘Melancholie’ des mythischen Misanthropen Bellerophon. Vgl. R. Klibansky—E. Panofsky—F. Saxl.Saturn and Melancholy. Studies in the history of natural philosophy, religion and art, London-New York 1964, 75–76 (mit Anm. 22) f.=Idem,Saturn und Melancholie. Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst, übers. v. C Buschendorf, Frankfurt a.M. 1990, 136–138 (mit Anm. 22).

  55. Darüber s. K. Smolak, Das Gaunertrio im Querolus”,Wiener Studien 101 (1988), 327–338; der zuletzt erschienene Kommentar, von Catherine Jacquemand-Le Saos, Paris 1994, der durchgehend Unkenntnis der neureren deutschsprachigen Sekundärliteratur verrät, äußert sich zu dieser vermuteten Tendenz des Stückes nicht.

    Google Scholar 

  56. Über dieses Aufbauschema s. H. Tränkle zu TertulliansApologeticum in: R. Herzog—P.L. Schmidt,Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Bd. 4 (ed K. Sallmann), München 1997, 445–447; B. Studer, in:Neues Handbuch der Literaturwissenschaft, Bd. 4 (Spätantike), Wiesbaden 1997, 163 (über Tertullian); 361 (über Laktanz); 364 (über Augustinus).

  57. Ed. R. Peiper, CSEL 23, 1, 227, 3f.:quia carmina semper amasti/carmine respondens properavi scribere versu,/ut te corriperem tenebras praeponere luci.

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

Dieser Aufsatz basiert auf einem Vortrag, gehalten im Rahmen des vierten Treffens der International Society for the Classical Tradition (ISCT), Tübingen, 29. Juli—2. August 1998. Für Hinweise bezüglich Präsentation und Bibliographie sei dem Herausgeber Wolfgang Haase gedankt. Durch seine Vermittlung erhielt ich Einblick in die noch ungedruckte Studie von Alessandro Fo, ‘Il cosiddettoEpigramma Paulini etc.’ (Romanobarbarica 16, 1999). Da es aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich war, ihre Ergebnisse zu berücksichtigen, soll dies demnächts an anderer Stelle nachgeholt werden. Abkürzungen: CCL=Corpus Christianorum Series Latina, Turnholt 1953ff.; CSEL=Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum, Wien 1866ff.; PL=J.-P. Migne,Patrologia Latina, Paris 1844ff.; RAC=Reallexikon für Antike und Christentum, Stuttgart 1950ff.; RE=Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, neue Bearbeitung, hrsg. v. G. Wissowa, Stuttgart 1894–1963.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Smolak, K. Zwischen Bukolik und Satire: Das sogenannteSancti Paulini Epigramma . Int class trad 6, 3–20 (1999). https://doi.org/10.1007/BF02689207

Download citation

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF02689207

Navigation