Abstract
A four-year-old orang-utan male was confronted with problem situations in which the animal had to take a decision between different possibilities of action. Only one way of handling a tool led to a success. The behaviour of the animal showed that, at a high percentage, its decisions depended on the future success. It is supposed that the orang-utan possessed the capability of “averbal conclusions”.
Zusammenfassung
Ein 4jähriges Orang-Utan-Männchen wurde mit Problemsituationen konfrontiert, in denen es sich vor dem endgültigen motorischen Vollzug einer Handlung zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten entscheiden mußte. Nur eine Handlungsweise führte zum Erfolg. Versuche mit doppelter Handlungsmöglichkeit (Wahl zweier Werkzeuge) und einfacher Zielsetzung (Köder) wechselten mit Versuchen mit doppelter Handlungsmöglichkeit und doppelter Zielsetzung (Wahl zweier unterschiedlich beliebter Köder). Bei stets wechselnden Versuchsbedingungen handelte der Orang-Utan in signifikanten Prozentsätzen nach dem zukünftigen Erfolg, seine Entscheidungen waren also durch die zeitlich bevorstehende Zielerreichung bedingt. Die Entscheidungsphase konnte während des aktuellen Handlungsablaufes oft durch beobachtbare konflikttypische Verhaltensweisen (“Spiel der Motive”) unmittelbar erschlossen werden. Es wird vermutet, daß der Orang-Utan bei diesem “vorbedingten” Handeln die Fähigkeit zu “averbalem Schließen” bewies.
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Lethmate, J. Versuche zum “vorbedingten” Handeln mit einem jungen Orang-Utan. Primates 19, 727–736 (1978). https://doi.org/10.1007/BF02373638
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