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Ein Plädoyer für die Beendigung der Suche nach Wahrheitskriterien

  • Aufsätze
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Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Es soll die These begründet werden, daß die Suche nach Wahrheitskriterien als philosophische Anstrengung sinnlos ist, weil einerseits mit Wahrheit ein Absolutheitsanspruch der Erkenntnis erhoben werden muß, andererseits aber ein solcher Anspruch mit Hilfe von Wahrheitskriterien nicht eingelöst werden kann. Die Begründung faßt den spezifischen Geltungscharakter des Wahrheitsanspruchs (I) und einen unausweichlichen Regreß bei Wahrheitsfragen (II) als geeignete Hinweise auf, daß und wieso Wahrheitskriterien logisch unmöglich sind; daß und wieso die Erkenntnispraxis darunter keinen Schaden erleidet; daß und wieso Wahrheit als die regulative Rolle verstanden werden soll, welche der Wahrheitsanspruch in der Erkenntnis hat (III).

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Literaturverzeichnis

  1. N. Rescher, The Coherence Theory of Truth, Oxford 1973; J. Habermas, Wahrheitstheorien, in: H. Fahrenbach (Hrsg.), Wirklichkeit und Reflexion, Walter Schulz zum 60. Geburtstag, Pfullingen 1973, 211–265. Den Ansatz von Habermas als Versuch der Angabe von Wahrheitskriterien zu interpretieren, mag nicht ganz überzeugen. Daß Sinnexplikationen in ihm vorkommen, widerspricht allerdings nicht einer kriteriologischen Interpretation: „Der Sinn von Wahrheit, der in der Pragmatik von Behauptungen impliziert ist, läßt sich erst hinreichend klären, wenn wir angeben können, was „diskursive Einlösung“ von erfahrungsfundierten Geltungsansprüchen bedeutet. Genau das ist das Ziel einer Konsensustheorie der Wahrheit“ (Habermas, loc. cit. 219). Habermas gibt selbst eine am ehesten noch normativ zu nennende Interpretation seiner Position (ibid. 258f.). Möglicherweise wird ihm deshalb mit der vorliegenden Alternative Gewalt angetan; ich fände das aber mit der Gewinnung von Klarheit entschuldbar. — Die Motive zu und Argumente in der vorliegenden Arbeit entstammen einer längeren Diskussion mit Max Looser, Walter Rosenthal und Jochen Rossbroich im Sommer 1974.

  2. Zu ‚Propositionen‘ siehe J. L. Mackie, Truth, Probability and Paradox, Oxford 1973, 17 ff.; A. R. White, Truth, London 1970, 7 ff.; zum ‚Geltungsanspruch‘ s. Habermas, loc. cit. 219 ff.

  3. D. Claessens, Instinkt, Psyche, Geltung, Opladen 1968.

  4. Dies ist auch anhand des Scheinproblemsfugitiver Propositionen diskutiert worden: vgl. die Debatte zwischen A. Duncan-Jones, P. Nowell Smith, B. Mayo und J. L. Cohen, in: M. Mac Donald (Hrsg.), Philosophy and Analysis, Oxford 1954, 166–190.

  5. Siehe hierzu D. M. Armstrong, Belief, Truth and Knowledge, Cambridge 1973.

  6. Rescher, op. cit. 12ff.

  7. J. Tienson, On Analysing Knowledge, in: Philosophical Studies 25 (1974), 289–293.

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  8. R. Hilpinen, Knowing that one Knows and the Classical Definition of Knowledge, in: Synthèse 21 (1970), 109–132.

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  9. Hierauf hat auch I. Lakatos hingewiesen: Falsification and the Methodology of Scientific Research Programmes, in: I Lakatos/A. Musgrave (Hrsg.), Criticism and the Growth of Knowledge, Cambridge 1970, 118f.

  10. „Perhaps the best lesson to draw (aus dem Regreß) is that the domain of the true is not homogenous and monocriterial“ (Rescher, op. cit. 14). „But as we have seen, the coherence theory goes far in the direction of fallibilism“ (ibid. 325). „Die Konsensustheorie der Wahrheit begründet zwar die Wahrheitsfähigkeit praktischer Fragen; sie ist aber zugleich fallibilistisch, weil sie ein externes Kriterium der Wahrheit ausschließt...“ (J. Habermas, Die Utopie des guten Herrschers (Eine Antwort an Robert Spaemann), in: J. Habermas, Kultur und Kritik, Frankfurt 1973, 378–388, hier 381.).

  11. W. Sellars, Some Reflections on Language Games, in: W. Sellars, Science, Perception and Reality, London 1968, 321–358. Die tendenziell behavioristische Antwort auf den Regreß, die Sellars hierbei gibt, halte ich nicht für notwendig. Sellars selbst hat in einer späteren Arbeit durch Unterscheidung zweier Regeltypen, oder wie man besser sagen sollte, zweier Teilaspekte des Regelbegriffs:Sein-sollens-Regeln (ought-to-be's) undTun-sollens-Regeln (ought-to-do's), in eine befriedigendere Lösung eingeleitet. Vgl. W. Sellars, Language as Thought and as Communication, in: Philosophy and Phenomenological Research 29 (1968/69), 506–527.

  12. Habermas, Wahrheitstheorien, loc. cit. 219.

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Leist, A. Ein Plädoyer für die Beendigung der Suche nach Wahrheitskriterien. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 6, 217–234 (1975). https://doi.org/10.1007/BF01800787

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