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Politische Ökonomie als Theorie der Begründung: Eine Auseinandersetzung mit Friedrich Kambartels „Bemerkungen zum normativen Fundament der Ökonomie“

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Zusammenfassung

Mit dem Aufsatz wird der Versuch unternommen, eine beginnende interdisziplinäre Diskussion zwischen praktischer Philosophie und (politischer) Ökonomie fortzuführen und durch das Angebot einer synoptischen Interpretation auch zu vertiefen.

Sowohl politische Ökonomie als auch praktische Philosophie sehen sich mehr und mehr der Anforderung ausgesetzt,zur Lösung praktischer Probleme beizutragen. Dies erscheint unmöglich, solange nicht auch normative Sätze Ergebnis wissenschaftlicher Analyse sein können; dazu bedarf es aber eines Begründungsbegriffes, der einerseits normativen Sätzen Raum gibt, andererseits die Anforderungen, die an die Begründung normativer Sätze zu stellen sind, so scharf faßt, daß Normatives, statt wie bisher beliebig, nunmehr nachprüfbar wird. Ein solcher Begründungsbegriff wurde von Friedrich Kambartel über die Beschreibung eines Verfahrens (sokratischer Dialog), in dem die Begründung stattfindet, erarbeitet und für die Ökonomie vorgeschlagen. Dagegen wird in dieser Abhandlung, ausgehend von der These, daß Begründungsmängel in aller Regel Verfahrensmängel sind, eine Kritik des sokratischen Dialogverfahrens im Wege der politisch-ökonomischen vergleichenden Analyse alternativer Verfahren der Konsensbildung (hier: Markt, Abstimmung, Dialog) vorgetragen.

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References

  1. Dabei handelt es sich, woraufBoulding aufmerksam gemacht hat, nicht um eine Aussage über die Unmöglichkeit der Auseinandersetzung über Geschmacksfragen, die ja auch empirisch ohne weiteres falsifizierbar wäre (Kenneth E. Boulding, Economics as a Moral Science, 59AER 1–12 (1), 1969), sondern um eine Empfehlung im Interesse störungsfreien menschlichen Zusammenlebens.

  2. Vgl. OskarMorgenstern, Descriptive, Predictive and Normative Theory, 25Kyklos, 688–714 (711), 1971.

  3. Vgl. die in den Dreißiger Jahren vor allem in der englischen Literatur allenthalben geäußerten Stellungnahmen zu Robbins' Essay (insbesondere in den Zeitschriften Economica und Economic Journal), in denen häufig im vermeintlichen Gegensatz zu Robbins dessen Ansatz mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit politischer Ökonomie kritisiert wird. Auf einen Teil dieser Kritik geht Robbins im Vorwort zur 2. Ausgabe (1935) ein.

  4. “His first book (...) — The Nature and Significance of Economic Science — was an attempt to set economics clearly upon the path of scientific inquiry and to isolate those areas where this was possible from areas where other criteria had to appear. So often, even today, the purpose of that book is misunderstood as an ‘attack’ on economists indulging in political economy. Far from this being the case, as Lionel Robbins' own contributions demonstrate, it is a clarification of the conditions under which economic science relates to political economy”. Maurice Peston and Bernard Corry (eds), Essays in Honor of Lord Robbins, London 1972, p. vii.

  5. Vgl. Robbins' Antwort (19352, S. VIII, IX) auf Lindley Fraser, How do We Want Economists to Behave?, in der er diesem zustimmt, der rein theoretisch arbeitende Ökonom sei “a pretty poor fish” (oder ein Genie; dies aber selten).

  6. Das Unbehagen ist mittlerweile so verbreitet, daß sich Walter W. Heller, damals Präsident der American Economic Association, nach Hinweis auf nicht weniget als 9 Ansprachen von Präsidenten großer Vereinigungen ökonomischer Wissenschaftler, die sämtlich äußerst kritisch mit ihrer Disziplin umgehen, veranlaßt sah, die Gegenfrage zu stellen: What's Right with Economics?, 65AER 1, 1975. Vgl. neben der dort zitierten Literatur (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): J. Attali, M. Guillaume, L'anti-économique, Paris 1974; Joan Robinson, The Second Crisis of Economic Theory, 62AER P & P 1–9, 1972; Ben B. Seligman, Economics of Dissent, Chicago 1968; Winfried Vogt, Zur Kritik der herrschenden Wirtschaftstheorie, 2 Mehrwert 1–30, 1973; Vernon L. Smith, Economic Theory and its Discontents, 64AER P & P, 320–324, 1974; und kürzlich, aber überzogen und wenig informiert, mit dem Vorschlag eines strukturalistischen Ansatzes in der Nachfolge Althussers, Duncan K. Foley, Problems versus Conflict: Economic Theory and Ideology, 64AER P & P. 231–236, 1975

  7. “When Maxwell's Demon rank orders scientific disciplines by their ‘fruitfulness’ and by their propensity to engage in methodological discussion, he finds a negative correlation and a strong inverse relationship. It is as if science could lift itself by its own bootstraps: by maintaining a superlative silence on method, a science can become superlatively fruitful and accurate. Like many ‘as if’ statements, this is nonsense. It is more correct albait not very informative, to say that soft sciences spend time in talking about method because Satan finds tasks for idle hands to do”. Paul A. Samuelson, Comment on Ernest Nagel's Assumptions in Economic Theory’, 53AER P & P, 231–236 (231), 1963.

  8. Darauf deutet übrigens ein bisher übersehenes Indiz: Der Ökonomie erwächst gegenwärtig keine Konkurrenz aus ihren Nachbarwissenschaften, der Politologie Soziologie, Psychologie oder (sozialwissenschaftlichen) Jurisprudenz — im Gegenteil, hier finden ökonomische Ansätze mehr und mehr Anwendung, von den erschrockenen Vertretern dieser Disziplinen „ökonomischer Imperialismus“ gescholten, was diesem, wie jedem Imperialismus, freilich keinen Abbruch tut. Dagegen wird fundamentale Kritik von der wiedererstarktenpraktischen Philosophie neuerdings verstärkt vorgetragen. Den bisher erfolgreichsten Vorstoß unternahm John Rawls mit “A Theory of Justice”, Oxford 1971, deren enthusiastische Rezeption durch die Ökonomie bei einem gut Teil aber auch darauf beruhte, daß Rawls an die ökonomische Entscheidungstheorie (Theorie individueller Entscheidungen unter Unsicherheit) anknüpfte, um sie gesellschaftlich normativ zu wenden. Vgl. dazu kritisch John C. Harsanyi, Can the Maximin Principle Serve as a Basis for Morality?—A Critique of John C. Rawls' Theory, 69 APSR, 594–606, 1975; eine Alternative zu Rawls formulierte Robert Nozick, Anarchy, State and Utopia, Oxford 1974.

  9. Vgl. eine ähnliche Kritik bereits bei Hans Albert, Modellplatonismus — der neoklassische Stil des ökonomischen Denkens in kritischer Beleuchtung, S. 45–76, in: Friedrich Karrenberg und Hans Albert (eds.), Sozialwissenschaft und Gesellschaftsgestaltung, Festschrift Gerhard Weisser, Berlin 1963. Albert kritisiert an der modernen Nationalökonomie, daß sie Realitätsbezug mit Informationsgehalt verwechsele. Realitätsbezug werde zwar gesucht, Informationsgehalt jedoch gemieden. Gegen die Falsifikation werden, so Albert, insbesondere in der neoklassischen Modellanalyse Immunisierungsstrategien eingesetzt. Als eine dieser Immunisierungsstrategien diskutiert Albert ausführlich die ceteris-paribus-Klausel, die — genau genommen — jede Falsifikation ausschließe. Albert plädiert als Ausweg für eine Soziologisierung der Nationalökonomie im Sinne einer Anbindung an reale beobachtbare Vorgänge und individuell-gesellschaftliche Verhaltensweisen (Marktsoziologie).

  10. Zu dem in Konstanz erarbeiteten wissenschaftstheoretischen Konzept vgl. Peter Janich, Friedrich Kambartel und Jürgen Mittelstraß, Wissenschaftstheorie als Wissenschaftskritik, Frankfurt 1974.

  11. Herbert R. Ganslandt, Umwege des Empirismus, Dissertation Konstanz 1973. Die Arbeit ist der Versuch, aus der Sicht einer konstruktiven und normativen Wissenschaftstheorie (der Erlanger Schule — Gutachter im Promotionsverfahren: Friedrich Kambartel und Jürgen Mittelstraß) einen für die Sozialwissenschaften eigenen (und nicht naturwissenschaftlichen Idealen sklavisch nachgeahmten) wissenschaftstheoretischen Standort zu formulieren (vgl. S. 112).

  12. Ganslandt 1973, S. 106f.

  13. Defensiv dagegen argumentiert Gebhard Kirchgäßner, Ein neues Fundament der Ökonomie? — Bemerkungen zu Friedrich Kambartel, Bemerkungen zum normativen Fundament der Ökonomie, Maschinenschrift Konstanz 1976, vgl. hier S. 118–131 Kirchgäßner konstatiert zwar ebenfalls eine Krise der Ökonomie, sagt freilich nicht, worin sie bestehen könnte und findet so auch keinen mit Kambartel gemeinsamen (oder wenigstens einen von ihm explizit geschiedenen) Ausgangspunkt. Daher die Notwendigkeit defensiver Kritik als eine Haltung der „heilen Ökonomie“, die Unmöglichkeit, die Kritik auf bekannte Schwächen der eigenen Disziplin positiv zu beziehen. Soweit Kambartel in seinen Bemerkungen — was bei einem ersten interdisziplinären Ansatz nicht immer zu vermeiden ist — teilweise gravierende ökonomische Fehler unterlaufen, kritisiert sie Kirchgäßner im Detail. Dem eigentlichen Anliegen Kambartels, Ökonomie normativ begründen zu helfen, hält er aber mit Albert das Münchhausen-Trilemma entgegen, indem er auf einen „in der Ökonomie übliche(n) Begründungsbegriff“ (S. 2) abstellt. „Üblich“ ist dieser Begründungsbegriff allerdings nur insofern, als herrschende Ökonomie sich der von Popper und Albert vertretenen Wissenschaftstheorie verpflichtet weiß. Dies nun ist der eigentliche Gegenstand der Kambartelschen Kritik, die „Bemerkungen“ Kambartels deren Folge. Die von Kambartel und anderen als Skizze vorgeschlagenen Verfahren Kommunikativer Rationalität hält Kirchgäßner für unrealistisch. Mehr noch: Er behauptet, auf einen nicht näher explizierten Konsens bürgerlicher und marxistischer Ökonomen sich berufend: „Für die im Wirtschaftsprozeß relevanten Diskussionssituationen (...) gibt (es) keine Lösungsmechanismen, die alle Beteiligten in eine gleich vorteilhafte Position brächten, ohne nicht einige Betroffene (...) schlechter zu stellen“ (S. 122). Die etwas verklausulierte Formulierung soll bedeuten, daß die Herstellung von Diskussionssituationen, die den von Kambartel, Habermas u.a. postulierten Kriterien genügen, das Pareto-Kriterium verletzt, auf dessen Grundlage in der individualistisch orientierten Ökonomie normativ Vorschläge gemacht werden. Dies hätte man sich bewiesen gewünscht.

  14. Das Kanitverstan der Szientisten methodisch zu üben — vgl. Paul Lorenzen, Szientismus versus Dialektik, in: Manfred Riedel (ed), Rehabilitierung der praktischen Philosophie, Bd. 2: Rezeption, Argumentation, Diskussion, Freiburg 1975, S. 335–351 (349).

  15. Vgl. Kambartel (1976b).

  16. Eine spezielle Immunisierungsstrategie ist methodisch die ‘ceteris paribus’ Klausel. Vgl. dazu kritisch Hans Albert, Modell-Platonismus: Der neoklassische Stil des ökonomischen Denkens in kritischer Beleuchtung, S. 45–76 in: Friedrich Karrenberg, Hans Albert (eds), FS. Gerhard Weisser, Berlin 1963, sowie kürzlich Kambartel (1976b) S. 19.

  17. Gordon Tullock, The Organization of Inquiry, Durham NC. (Duke UP) 1966.

  18. Kambartel 1976, S. 80.

  19. Hans Albert (19753), Kapitel 7, § 28.

  20. Ohne die Analyse hier im einzelnen zu vertiefen und mit ausdrücklicher Warnung vor möglichen theoretischen Verkürzungen sei hier darauf verwiesen, daß die Optimalitätsnachweise für dezentralisierte Verfahren der Kommunikation und Koordination, die in der Ökonomie geführt wurden (Diskussion: Markt versus Plan; vgl. bereits 1939 den von Friedrich von Hayek herausgegebenen Sammelband „Collectivist Economic Planning“, London 1939) mutatis mutandis auch auf Verfahren der wissenschaftlichen Kommunikation zutreffen; die Ablehnung etwa hierarchischer Koordination im wirtschaftlichen Bereich (Plan) liefert entsprechende Argumente auch gegen hierarchische Organisation des Wissenschaftsbetriebes.

  21. Vgl. Kambartel 1976b, S. 1 und passim; dies deutet sich bereits in den „praktischen“ Ausführungen zum normativen Fundament der Ökonomie (vgl. insbesondere die Theorie der zirkulären Produktionsprozesse, das Beispiel der Gebietsreform etc.) an.

  22. Zur Ökonomik der Ideologiebildung vgl. Gérard Gaefgen ‘S. 163–182 in: Heinz Sauermann und Ernst-Joachim Nestmäcker, Wirtschaftsordnung und Staatsverfassung, Festschrift für Franz Böhm zum 80. Geburtstag, Tübingen 1975.

  23. „Vgl. dazu den von mir herausgegebenen Band:Praktische Philosophie und konstruktive Wissenschaftstheorie (Frankfurt/M. 1974), darin, neben meinen eigenen Beiträgen, die Vorschläge von P. Lorenzen und O. Schwemmer“, S. 125 der „Bemerkungen“. In der ersten Fassung des Aufsatzes verwies Kambartel ohne bibliographischen Nachweis auf eigene und die Ausführungen O. Schwemmers. Schwemmer, der in dem genannten Sammelband ausführlich zu Worte kommt, verweist jedoch an der entscheidenden Stelle („Moralprinzip“) angesichts der Knappheit der Darstellung wiederum auf eigene Ausführungen, und zwar insbesondere auf seine Dissertation: Oswald Schwemmer, Philosophie der Praxis, Versuch zur Grundlegung einer Lehre vom moralischen Argumentieren in Verbindung mit einer Interpretation der praktischen Philosophie Kants, Frankfurt 1971.

  24. Oswald Schwemmer, Grundlagen einer normativen Ethik, S. 73–95, insbesondere S. 88 in: Kambartel (ed) 1974 (vgl. Fußnote 31).

  25. Friedrich Kambartel, Moralisches Argumentieren: Methodische Analysen zur Ethik, S. 54–72, insbesondere S. 65–72 in Kambartel (ed) 1974.

  26. Schwemmer (1974) S. 88.

  27. Vgl. Vilfredo Pareto, Handbuch der politischen Ökonomie, italienische Erstveröffentlichung 1906; Nikolas Kaldor, Welfare Proposition of Economics and Interpersonal Comparisons of Utility, 49 Ec. J. 549–552, 1939; ohne eigens auf Pareto hinzuweisen, dies tat dann: J. R. Hicks, The Foundations of Welfare Economics, 49 Ec. J. 696–712, 1939.

  28. Friedrich Kambartel, Wie ist praktische Philosophie konstruktiv möglich? Über einige Mißverständnisse eines methodischen Verständnisses praktischer Diskurse, S. 9–33 (S. 15) in: Friedrich Kambartel (ed) 1974.

  29. Es muß überhaupt gefragt werden, warum es eines so weitgehenden philosophischen Unterbaues bedarf, um die Substitutionsmöglichkeit als ethisch gerechtfertigtes Verfahren einzuführen. Schwemmer beginnt damit nach mühevoller Vorarbeit auf S. 106 seiner Philosophie der Praxis, auf die er sich in dem oben zitierten Aufsatz bezieht. Denn der normative Gehalt dieses Verfahrens muß als denkbar gering veranschlagt werden. Interessanterweise greift Kambartel neuerdings wiederum auf das Schwemmer-Prinzip zurück. „In der Regel ist die so bestimmte Knappheit jedoch auf den Fall reduzierbar, daß die verfolgten Interessen Arbeit im engeren Sinne notwendig machen. Diese Reduktion ist nämlich immer dann möglich, wenn die betrachteten Interessen mitherstellbaren Gütern verfolgt werden können. Lassen sich die benötigten Güter ohne Einsatz von Arbeit im engeren Sinne herstellen, so liegt gar keine echte Mangelsituation vor. Andernfalls stellt sich die Knappheit so dar, daß eine Bedürfnisbeeinträchtigung durch Arbeit im engeren Sinne oder Konsumverzicht notwendig wird.“ Kambartel (1976b) S. 8. Dies ist aber weder Reduktion noch Transformation (im Schwemmerschen Sinne), sondern ein reiner Interessenkonflikt zwischen Freizeit auf der einen, den Gütern auf der anderen Seite. Wenn Güter auch durch Arbeit herstellbar sind, so bedeutet dies zunächst das Opfer der Arbeit, also die Zurückstellung des einen Interesses (Freizeit) zu Gunsten des anderen (Konsum).

  30. Friedrich Kambartel, Moralisches Argumentieren — Methodische Analyse zur Ethik, S. 54–72 (S. 65) in: Kambartel (ed) 1974. Die Seitenangaben des nächsten Abschnittes beziehen sich auf diesen Aufsatz.

  31. Vgl. John Rawls, A Theory of Justice, Cambridge 1971.

  32. „Die voranschreitende theoretische und praktische Arbeit erfinderischer Überlegung (verändert) fortwährend den Kontext der Handlungsalternativen, auf den sich praktische Begründungen im Positiven wie im Negativen beziehen“. Kambartel (1974), Moralisches Argumentieren, S. 71.

  33. Jürgen Habermas, Vorbereitende Bemerkungen zu einer Theorie der kommunikativen Kompetenz und ders., Theorien der Gesellschaft oder Sozialtechnologie? Eine Auseinandersetzung mit Niklas Luhmann, beide in: Habermas/Luhmann, Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie, Frankfurt 1971, S. 101–141 u. S. 142–290. Jürgen Habermas, Zur Logik des theoretischen und praktischen Diskurses, in: Manfred Riedel (ed), Rehabilitierung der praktischen Philosophie, Band 2: Rezeption, Argumentation, Diskussion, Freiburg 1975, S. 381–402.

  34. Diese synoptische Interpretation erscheint angängig, da insofern offenbar kein Dissens zwischen Erlanger und Frankfurter Schule besteht; vgl. Kambartel (S. 174) „Praktische Philosophie“, S. 9.

  35. Vgl. z. B. bei Badura (Bedürfnisstruktur und politisches System, Stgt. 1972): 1. Beteiligung aller Betroffenen, 2. Gleiche Verhandlungsmacht, 3. Zureichende Information; bei Kambartel (1974): 1. Unvoreingenommenheit, 2. Zwanglosigkeit; 3. Absens persuasiven Redens; Habermas dagegen beschränkt sich auf zwei Kriterien: Absens von Zwang und kommunikative Kompetenz.

  36. Badura (1972) S. 40, Kambartel (1975) „Bemerkungen“, S. 113.

  37. Kambartel (1974) „Praktische Philosophie“, S. 68.

  38. Kambartel (1974) „Praktische Philosophie“, S. 68, ders. (1975) „Bemerkungen“, S. 113, Habermas (1971) S. 121.

  39. Habermas (1975) S. 397ff.

  40. Kambartel (1974) „Praktische Philosophie“, S. 67.

  41. Habermas (1975) S. 395/96.

  42. Habermas (1971) S. 129.

  43. Habermas (1971) S. 131.

  44. Kambartel (1974) „Praktische Philosophie“, S. 66f., Habermas (1971) S. 117.

  45. Habermas (1971) S. 117.

  46. Habermas (1971) S. 140.

  47. Vgl. hierzu elementar die Darstellung bei Howard Luce & Duncan Raiffa, Games and Decisions, New York 1967, S. 97ff.

  48. Habermas (1975) S. 383.

  49. Darauf verweist Kambartel in den auf die Ökonomie gemünzten Bemerkungen.

  50. Habermas (1971) S. 115.

  51. Habermas (1971) S. 119.

  52. Hans Albert (19753) „Traktat“, S. 173–182.

  53. Kambartel (1975) „Bemerkungen“, S. 111.

  54. Zum Problem der „Betroffenheit“ vgl. unten die Erörterungen des Externalitätenproblems unter Kriterium 1 (Teil III).

  55. James M. Buchanan, Individual Choice in Voting and the Market, 62 JPE 343, 1954, wiederabgedruckt in: James M. Buchanan, Fiscal Theory and Political Economy, Selected Essay, Chapel Hill 1960, S. 90–104; hier S. 335f. (1954).

  56. James M. Buchanan (1954) S. 363.

  57. Zur Theorie des Marktversagens vgl. den klassischen Aufsatz von Francis M. Bator, The Anatomy of Market Failure, in: William Breit u. Harold Hochman (eds), Readings in Microeconomics, NY 1968, zuerst 70 QJE 351–379, 1958; vgl. auch für eine Form des Marktversagens beispielhaft: Externalitäten — den Sammelband: Robert Staaf u. Francis Tannian, Externalities, Theoretical Dimensions of Political Economy, NY, London o.J. (1972); unter dem für Kambartel wichtigsten Aspekt, die Auszeichnung (vernünftiger) gerechtfertigter Bedürfnisse und die Organisation der Wirtschaft im Hinblick auf deren Befriedigung (:Sozialisierung) habe ich selbst die Theorie des Marktversagens eingehend diskutiert. Vgl. Jürgen Backhaus, Ökonomik der Sozialisierung, in: Gerd Winter (ed), Studien zur Sozialisierung, Frankfurt/Köln 1976.

  58. Die Optimalitätseigenschaften politischer Prozesse (:Abstimmung) werden durch die „Public-Choice-Theorie“ eingehend herausgearbeitet. Vgl. die Zeitschrift Public Choice und darin als Beispiel einer konzisen Analyse kürzlich Michael C. Lovell, The Collective Allocation of Commodities in a Democratic Society, 25 Public Choice 71–92, 1975. Im deutschen Sprachraum rubriziert dieser Ansatz als ökonomische Theorie der Politik (Theorie im Robbinsschen Sinne) und — das normative Gegenstück, das wegen der Verknüpfung einer Theorie ökonomischer und politischer Prozesse den Durchbruch zu einer praktisch wirksamen Ökonomie erlaubt: Neue politische Ökonomie. Vgl. dazu die Übersichtsaufsätze von Bruno S. Frey, zuletzt Bruno S. Frey, Eine Einschätzung der neuen politischen Ökonomie der Siebziger Jahre, 131 Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 1975, darin Verweise auf Literatur und weitere Übersichten.

  59. Knut Wicksell, Finanztheoretische Untersuchungen nebst Darstellung und Kritik des Steuerwesens Schwedens, Jena 1896.

  60. Der Vollständigkeit und Korrektheit halber ist anzumerken, daß Wicksell „aus praktischen Gründen“ (S. 116) lediglich dierelative Einstimmigkeit fordert; da es Wicksell lediglich auf das Prinzip der Freiwilligkeit ankommt, läßt er nebeneinander 3/4, 5/6 oder 9/10 als zulässige Konkretisierungen der Entscheidungsregel relativer Einstimmigkeit gelten.

  61. Vgl. auch den Beweis der Optimalität der einfachen Mehrheitsregel (dieser folgt aus einer Symmetrieannahme) bei Douglas W. Rae, Decision-Rules and Individual Values in Constitutional Choice, 63 APSR 40, 1969.

  62. Vgl. etwa die Aufsatzsammlung: Harold M. Hochman u. George E. Peterson, Income Redistribution through Public Choice, N. Y. u. London, 1974.

  63. Vergleich: Bruno S. Frey, Why do High Income People Participate more in Politics? 11 Public Choice 101–105, 1971; J. Fraser, Why do High Income People Participate More in Politics? — The Wrong Answer, 13 Public Choice 115–118, 1972; Bruno S. Frey, Political Participation and Income Level: Reply, 13 Public Choice 119–122, 1972; K. Russel, Political Participation and Income Level: An Alternative Explanation, 13 Public Choice 113–114, 1972.

  64. Friedrich A. von Hayek, The Use of Knowledge in Society, 35AER 519, 1945; sowie kürzlich: Assar Lindbeck, The Efficiency of Competition versus Planning, 83-107-113, in: Michael Kaser u. Richard Portes, Planning and Market Relations, London 1971.

  65. Vgl. das Plädoyer bei: Alice M. Rivlin, Income Distribution — Can Economists Help? (Richard T. Ely Lecture, 65AER P & P, 1–15, 1975).

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Der vorliegende Aufsatz ist Ergebnis einer lockeren Folge von Diskussionen, die seit 1973 in der Universität Konstanz zwischen Philosophen, Juristen und Ökonomen stattfanden. Ich möchte an dieser Stelle vor allem Herrn Kambartel danken sowie allen übrigen Diskussionsteilnehmern, insbesondere Gérard Gäfgen, Jürgen Mittelstraß (beide Konstanz) und Rainer Walz (jetzt Hamburg). Friedrich Kambartels „Bemerkungen“ sind inzwischen erschienen in: Jürgen Mittelstraß (ed.), Methodologische Probleme einer normativ-kritischen Gesellschaftstheorie, Frankfurt 1975, S. 107–125; vgl. auch neuerdings Friedrich Kambartel, Vernunft, nicht dogmatisch verstanden: Zum Dogma des Dogmatismusvorwurfs gegen Begründungsansprüche, in: ders., Theorie und Begründung, Frankfurt 1976, S. 76–91 (1976a) und ders., Ist rationale Ökonomie als empirisch-quantitativen Wissenschaft möglich? MS, Universität Konstanz, 1976 (1976b).

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Backhaus, J. Politische Ökonomie als Theorie der Begründung: Eine Auseinandersetzung mit Friedrich Kambartels „Bemerkungen zum normativen Fundament der Ökonomie“. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 8, 91–117 (1977). https://doi.org/10.1007/BF01800417

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