Zusammenfassung
Wie der Mensch, so ist sein Gott; drum aus seinem Gott der Mensch zu erraten, da ja der Mensch den Gott nach seinem Ebenbilde macht. Also gleichst du deinem Gott; Mann von Erde, du hast dir aus Erde den Gott mit Ohren gemacht, die nicht hören: weil dein Erdenkloß Mensch Ohren hat und nicht hört. Jeder Gott mit Ohren ist ein Götze; Ohren erledigen den Gott, ob er hört oder nicht hört, und glaub nur auch ja nicht an sein irgendwie anders geartetes Hören ohne Ohren. Nach dem wahren Glauben ist Gott ganz ausgefüllt mit Mangel an Gehör und Erbarmen. Und auch mit dem nur allerwinzigsten „Verstehen” und Einsehen wäre er als Gott erledigt. Gott sieht nicht aus und sieht nichts ein und versteht nichts. Rindvieh, Mensch und die andern paar Tiersorten auf unsrem fliegenden Kugelrundchen verstehen. Die ganze übrige Unermeßlichkeit versteht nichts, sieht nichts, hört nichts, ist sinnlos, und Gott versteht nichts und ist sinnlos. Auch versteht Gott das geringste nicht von deinen Religionsgebräuchen; und wer nur einen einzigen davon oder überhaupt irgend etwas befohlen hätte — denn Gott hat auch nicht das geringste zu befehlen —, so einer wäre als Gott erledigt für jeden, der mit Gott Bescheid weiß.
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© 1951 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
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Brunner, C., Bickel, L. (1951). Der Gott und der Aberglaube vom Verstehen. In: Bickel, L. (eds) Der Entlarvte Mensch. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-9018-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-94-011-9018-3_2
Publisher Name: Springer, Dordrecht
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