Zusammenfassung
Die Menschen mischen das Chronikschreiben mit älteren Geschichtskonstruktionen verschiedener Art — vorher gibt es Mythen, magische Personenfolgen (so mußten Negerstämme die Königsahnen aufzählen, damit das Bier gut gerate) usw. Sehr verbreitet ist die „einsinnige“ Geschichtsauffassung, die z. B. von einem goldenen Zeitalter ausgehend ein silbernes und schließlich ein eisernes zeigt, das wir mit seinem Jammer jetzt durchleben müßten. In anderen Fällen wieder beginnt man wie bei den Christen zwar mit einem Sündenfall, dann aber kommt — der Aufstieg zu Gott, die Erlösung. Schrittweise kommt man einem Reich Gottes auf Erden näher, einem Tausendjährigen Reich, eine Geradlinigkeit, die manchmal durch die Lehre von der Herrschaft des Antichrists kurz vor der allgemeinen Befreiung vom Joch der Sünde unterbrochen wird. All diese Vorstellungen behandeln den Geschichtsablauf wie eine Kurve, welche mit wachsender Abszisse wachsende Ordinaten aufweist. Wir wollen diesen Geschichtstypus den ideal-evolutorischen nennen.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Neurath, O. (1931). Geschichte. In: Empirische Soziologie. Schriften zur Wissenschaftlichen Weltauffassung. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-2334-8_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-7091-2334-8_3
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