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Basisregeln und Normative Regeln im Prozess des Aushandelns von Status und Rolle

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Part of the book series: WV studium ((WVST,volume 54/55))

Zusammenfassung

Es ist für Autoren in der Soziologie ein Gemeinplatz, die elementare Bedeutsamkeit der Interaktionssituation zwischen zwei oder mehreren Handelnden anzuerkennen. Die angenommene Beziehung zwischen Struktur und Prozess stellt jedoch oft eher ein verbales Glaubensbekenntnis dar als die tatsächlich durchgeführte Integration von sozialem Prozess und sozialer Struktur (oder die Integration der Rollentheorie und der Institutionentheorie). Mit dem vorliegenden Aufsatz wird der Versuch gemacht, einen Teil der neueren Literatur unter erneuter Prüfung der Nützlichkeit und Bedeutung geläufiger Konzeptionen von “Status”, „Rolle“, “Norm” und „sozialer Interaktion“ zu modifizieren und fortzuentwickeln, um eine eindeutigere theoretische Grundlage für die Integration des sozialen Prozesses mit den strukturellen oder institutionalisierten Merkmalen des täglichen Lebens vorzuschlagen.

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Anmerkungen

  1. Kingsley DAVIS hebt im wesentlichen denselben Punkt hervor: “Wir bezeichnen es als die Rolle eines Individuums, wie es tatsächlich eine gegebene Position verwirklicht, im Unterschied zu dem, was man von ihm in dieser Position erwartet. Die Rolle ist dann die Art und Weise, in der eine Person die Anforderungen an seine Position tatsächlich ausführt. Sie ist der dynamische Aspekt des Status oder des Amtes und als solcher ist sie immer von anderen Faktoren als den Bedingungen der Position selbst beeinflusst. Das bedeutet aus der Perspektive der Sozialstruktur, dass sie immer eine gewisse Neuartigkeit und Unvorhersagbarkeit beinhaltet.” In einer Fussnote führt er dann aus: “Was MEAD das ‘me’ nennt, ist die (vom Handelnden) innerlich wahrgenommene Position, während das ’I’ das tatsächliche Verhalten in der Position darstellt” (DAVIS 1949, S.90). Davis zitiert dann MEAD wie folgt: “Die Antwort auf jene Situation, wie sie in seiner unmittelbaren Erfahrung erscheint, ist unbestimmt, und es ist dieser Umstand, der das ’I’ konstituiert” (MEAD 1934, S.175).

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  2. (HARE 1964, S.218) Das Übertragen struktureller Begriffe, wie eine legitime Autoritätsanordnung, in kognitive und Verhaltensaktivitäten auf der Ebene der sozialen Interaktion, bleibt ein noch nicht erschlossenes Gebiet, ausser für die in ihrer Reichweite begrenzten Kleingruppenstudien, die aber eine Einschätzung der Bedeutsamkeit jener Arbeit nicht erlauben, wenn man sie auf die kompliziertere Bühne des alltäglichen Lebens überträgt, auf der Personen in verschiedenen Arten von Drucksituationen Vor-und Nachteile ihres Handelns aufrechnen und sich über deren Konsequenzen Sorgen machen. Ich gehe davon aus, dass für die qualitativen Unterschiede zwischen den gegenwärtig entwickelten Kleingruppenexperimenten und “spontanen” und “institutionalisierten” Aktivitäten im alltäglichen Leben nicht die Entsprechungsbezüge aufgezeigt worden sind und dass die Beziehung zwischen unseren formalen theoretischen Konzepten über Struktur und Prozess und den Formulierungen des Kleingruppentheoretikers nicht überzeugend erscheint.

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  3. (PARSONS 1951) Dazu folgendes Zitat: “Einerseits gibt es den positionalen Aspekt: der betreffende Handelnde ist in dem sozialen System relativ zu anderen Handelnden verortet. Dies wollen wir seinen Status nennen; er gibt den Platz des Handelnden in dem Bezugssystem an, das als eine Struktur ange sehen wird, d.h. als ein geordnetes System von Teilen. Andererseits gibt es den prozessualen Aspekt, das heisst das, was der Handelnde in seinen Beziehungen mit anderen tut, wenn man es im Zusammenhang mit funktionaler Bedeutung dieses Verhaltens für das soziale System betrachtet. Dies nennen wir seine Ro 11 e.”

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  4. Anmerkung der Herausgeber: Im englischen Original steht hier “collapsed typification of social structures” bzw. “the collapsing, typifying activity”. Da der Kontext des Textes von CICOUREL diese Aktivität positiv bewertet, handelt es sich wohl um eine Anspielung auf MEADs “collapsed act”, der mit dem Begriff der “Anscheingegenwart ” (“specious present”) bei MEAD im Zusammenhang steht. (Vgl. Anm.5a des GARFINKEL-Artikels in diesem Band) Inhaltlich geht es CICOUREL an dieser Stelle neben dem Problem der indexikalisierenden Anwendung allgemeiner Normen-und Wissensbestände auf soziohistorisch je besondere aktuelle Interaktionssituationen (vgl. Teil VI des Textes von GARFINKEL in diesem Band) um Prozesse des mühelosen und schnellen Erfassens von Situationen vermittels der improvisierenden Ausdeutung von symbolischen Andeutungen, die von auffällig markierten Objekten bzw. Objekteigenschaften in der Interaktionssituation bereitgestellt werden. Die Objektgehalte bzw. ihre Eigenschaften brauchen keineswegs physisch konkret zu sein, sondern können durchaus auch allein durch Kontextimplikation - allerdings stets auf der Basis physischer Referenten - in der Situation repräsentiert sein. Handelt es sich um sprachlich repräsentierte Objekte und ihre Eigenschaften (auf der physischen Basis von Lautäusserungen), die in Gesprächssituationen als abkürzende Andeutungs-Marker für die Konstruktion von Sinnzusammenhängen durch den Sprecher und als Hilfestellungen für die Herstellung von Interpretationszusammenhängen durch den Hörer dienen, so ist in der neueren Ethnomethodologie gewöhnlich von “glossing practices” die Rede (vgl. GARFINKEL und SACKS 197o, S.362–366). Wichtig ist an dieser Stelle wohl der grundlagentheoretische Gesichtspunkt von CICOUREL, dass Indexikalisierung bzw. die Anwendung allgemeiner Normen-und Wissensbestände auf konkrete Handlungssituationen nur mit Hilfe von “glossing practices” bzw. abkürzenden Typisierungen im Rahmen aktueller Situationsdefinitionen möglich ist.

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  5. Anmerkung der Herausgeber: CICOUREL zitiert aus der LUCKMANNschen Übertragung des IV. Abschnittes des SCHÜTZschen Werkes “Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt”(1960). In der Übertragung von LUCK-MANN ist von “idealization” die Rede. Im SCHÜTZschen Original findet sich stattdessen der Ausdruck “Idealität” (vgl. SCHUTZ 1960, S.2o6). Da sich inzwischen in der amerikanischen phänomenologischen Literatur der Begriff “idealization” durchgesetzt hat und auch HUSSERL, der das Idealisierungsphänomen nicht nur im wissenschaftlichen, sondern auch im alltagsweltlichen Wissen zum ersten Male systematisch untersuchte, (vgl. Anm.loa zum Artikel von GARFINKEL in diesem Band) von “Idealisierungen” spricht, weichen wir von unserer sonstigen Gepflogenheit ab, bei der Rückübersetzung der von CICOUREL zitierten Stellen der LUCKMANNschen SCHUTZ-Übertragung die originalen Termini von SCHUTZ zu verwenden. Im Begriff “Idealisierung” kommt besser als im Begriff “Idealität” zum Ausdruck, dass dieses Phänomen eine Tätigkeit (und nicht ein passiver, immer schon erreichter Zustand) ist, die von den Gesellschaftsmitgliedern permanent geleistet werden muss.

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  6. Anmerkung der Herausgeber: Bei CICOUREL heisst es: “SCHUTZ claims thatatypifying s ch e m e is inversely related to the level of generality of the actor’s experiences…” (Hervorhebung von den Hg.).CICOUREL paraphrasiert den Gedankengang von SCHUTZ an dieser Stelle nur in verkürzter Weise, wenn er nicht angibt, in welcher Hin s i c h t Typisierungsschemata in umgekehrtem Verhältnis zum Ailgemeinheitsgrad-der Erfahrungen des Handelnden stehen: nämlich hinsichtlich ihrer “concreteness”, wie LUCK-MANN in seiner Übertragung des Originaltextes von SCHUTZ formuliert (vgl. SCHUTZ 1964, S.49), oder hinsichtlich ihrer “Inhaltserfülltheit”, wie noch prägnanter das SCHÜTZsche Original (vgl. SCHUTZ 196o, S.222) sagt.

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  7. Anmerkung der Herausgeber: Vgl. auch die Originalstelle bei SCHUTZ (196o, S.222), deren Terminologie wir weitgehend zu übernehmen suchten - insbesondere hinsichtlich der Übersetzung des Passus “the more anonymous it is” mit “desto geringer ist seine Inhaltsfülle”. Wir konnten die Originalstelle bei SCHUTZ nicht vollständig übernehmen, da sich LUCKMANN in seiner Übertragung, die den Originaltext auf das Wesentliche zusammenzuziehen versucht, nicht an die Satzstruktur des Originals hielt und einige vom heutigen soziologischen Sprachgebrauch aus gesehen angemessenere Termini als das SCHUTZsche Original verwendet.

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Cicourel, A. (1980). Basisregeln und Normative Regeln im Prozess des Aushandelns von Status und Rolle. In: Alltagswissen, Interaktion und Gesellschaftliche Wirklichkeit. WV studium, vol 54/55. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14511-0_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-14511-0_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-22054-3

  • Online ISBN: 978-3-663-14511-0

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