Zusammenfassung
Für die erste Generation der Aufklärer bildeten die Opposition zur scholastischen Pedanterie, die Verbreitung des Wissens über den engen Kreis der Gelehrtenrepublik hinaus, die Bemühungen um ein neues Publikum und die Beziehung des Wissens auf das Leben den einheitlichen Beweggrund ihrer Tätigkeit, ob sie als Universitätsprofessoren (Christian Thomasius), höfische Beamte (Gottfried Wilhelm Leibniz) oder als Lehrer und Erzieher (Christian Weise) wirkten. Nicht dem Denkinhalt, sondern der Denkart wurde die Priorität eingeräumt, und Ernst Cassirer hat dieses allgemeinste, doch prägnante Merkmal der Aufklärung mit Recht zur Grundlage seiner Darstellung gemacht. »Die Vernunft ist weit weniger ein […] Besitz, als sie eine bestimmte Form des Erwerbs ist. Sie ist nicht das Ärar, nicht die Schatzkammer des Geistes, in der die Wahrheit, gleich einer geprägten Münze, wohlverwahrt liegt; sie ist vielmehr die geistige Grund- und Urkraft, die zur Entdeckung der Wahrheit und ihrer Bestimmung und Sicherung hinführt […]. Das gesamte 18. Jahrhundert faßt die Vernunft in diesem Sinne. Es nimmt sie nicht sowohl als einen festen Gehalt von Erkenntnissen, von Prinzipien, von Wahrheiten als vielmehr als eine Energie; als eine Kraft, die nur in ihrer Ausübung und Auswirkung völlig begriffen werden kann. Was sie ist und was sie vermag, das läßt sich niemals vollständig an ihren Resultaten, sondern nur an ihrer Funktion ermessen.«[1] Zuallererst erweist sich die Funktionalität der Vernunft in der Sprache, die damit also mehr als bloß deren Medium, nämlich ihr konstitutiver Bestandteil ist.
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Ueding, G., Steinbrink, B. (2005). Rhetorik der Aufklärung — das 18. Jahrhundert in Deutschland. In: Grundriß der Rhetorik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00089-7_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00089-7_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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