Zusammenfassung
Von dem englischen Historiker Christopher Dawson stammt das Wort, daß europäische Geschichte immer ein vernachlässigtes Thema gewesen sei 1. Dies erweist sich als zutreffend, nicht wenn man die Gegenwartsliteratur, aber wenn man die Liste der großen Werke der älteren europäischen Geschichtsschreibung daraufhin durchsieht. In ihr dominieren drei Themenkreise: Weltgeschichte, Nationalgeschichte und Epochengeschichte. Zwischen weltgeschichtlichen und nationalgeschichtlichen Darstellungen klafft eine Kluft, die nicht oder nur äußerst selten durch Darstellungen der europäischen Geschichte als eines Ganzen ausgefüllt wird. Wohl muß einschränkend gesagt werden, daß das, was in der Vergangenheit unter Weltgeschichte verstanden wurde, in der Regel die Zusammenfassung der europäischen Geschichte mit ihren antiken Vorläufern, nach Hans Freyer die „Weltgeschichte Europas“, gewesen ist: Was man bis dahin unter der Darstellung der Geschichte der Welt verstand, ist sowohl im politischen wie im theologischen und philosophischen Sinne abendländisch-europäische Geschichte. Dies trifft ebenso auf die mittelalterliche Geschichtsschreibung wie auf neuere Geschichtsphilosophen wie Kant, Hegel, Schelling, Marx zu. Die Auffassung, daß man von Weltgeschichte erst sprechen könne, wenn sie die Geschichte aller Kulturen und Erdräume einbezieht, setzt erst langsam im 18. Jh. während der Aufklärung ein, bemerkenswerterweise zuerst weniger bei Historikern als bei Schriftstellern und Philosophen.
Ulrich Scheuner zum 70. Geburtstag
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© 1973 Westdeutscher Verlag GmbH Opladen
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Schieder, T. (1973). Probleme einer europäischen Geschichte. In: Probleme einer europäischen Geschichte. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 192. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86140-5_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-322-86140-5
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