Zusammenfassung
Hat sich eine Frau entschieden, sei es aus freien Stücken, sei es notgedrungen, daß sie ein Kind austrägt, wird sie in vielfältiger Weise Kontakt zur Medizin bekommen, heute in ungleich dichterer Abfolge als noch vor einer Generation. Erneut ist fast schon nicht mehr vorstellbar, daß der in der Krankenversicherung vorgesehene Weg der kontinuierlichen Begleitung einer Schwangeren durch die Gynäkologen und Geburtshelfer in andere Bahnen gelenkt werden oder auf seinen tatsächlichen Nutzen hin systematisch untersucht werden könnte. Jeder weitere entscheidende Lebensschritt des neuen Menschen — von der Dokumentation der Gewichts- und Größenzunahme bis zur Definition der Pflegebedürftigkeit im hohen Alter — wird fortan ärztlich begleitet werden. Ärztliche Beratung und Beurteilung gewinnen dabei ihre Bedeutung zunächst einmal im Eröffnen wichtiger gesellschaftlicher Zuwendungen, vor allem der Kranken- wie der Pflege- und der Rentenversicherungsleistungen. Hierin erschöpft sich aber die Funktion und Bedeutung dieser ärztlichen Interventionen keineswegs. Ärzte verschaffen sich ihre gesellschaftliche Position auch nicht allein durch die erfahrbare Leistungsfähigkeit von Diagnostik und Behandlung. Ärzte fungieren vielmehr in weiten Feldern als Weichensteller und Propheten.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Schmacke, N. (1997). Medizin als Lebensberatung. In: Ärzte oder Wunderheiler?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83278-8_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83278-8_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12939-6
Online ISBN: 978-3-322-83278-8
eBook Packages: Springer Book Archive